Sachsens Schädlingsbekämpfer-Verband hat die zu starke Reglementierung durch die «grüne Regierung» im Sinne von Umwelt- und Verbraucherschutz kritisiert. «Unsere Forderung an die Politik ist, gemeinsam mit uns Lösungen zu finden statt Gifte einfach zu verbieten», sagte die Vorsitzende Josephine Hempel-Schäfer vor der Jahrestagung am Freitag in Dresden. Davon hänge der Optimismus in der Branche ab, der aber die Lobby fehle. Das Handeln des Bundesumweltamts gefährde den Schutz der Nahrungsmittel, die knapper würden.
Laut Hempel-Schäfer handelt der speziell und gut ausgebildete Schädlingsbekämpfer am verantwortlichsten, es gebe sehr hohe Sicherheitsstandards und die nötige Chemie werde sinnvoll und zurückhaltend eingesetzt. «Privatleute können Rattengift kaufen und es auf den Kompost werfen». Wenn nun europaweit die Mittel verboten würden, müsse es wirksame Alternativen geben. Stattdessen werde gemaßregelt und nicht gefragt, was in der Praxis tauge.
Dabei spürten auch die Schädlingsbekämpfer den Klimawandel. «Wir haben es mit Insekten und Schädlingen zu tun, die wir vor 20 Jahren noch gar nicht hatten», sagte Hempel-Schäfer. So wanderten etwa rote Feuerwanzen in Gebäude, «in sensiblen Bereichen wie Lebensmittelproduktion hat das Auswirkungen». Ameisen, die immer Freilandinsekten waren, zögen sich in die Fassadendämmung zurück, wo sie vor Sonne und Kälte geschützt seien.
Und dank milder Winter vermehrten sich Wühlmäuse auf den Feldern, weil der Landwirt kein Gift mehr groß ausbringen dürfe. Das sei auch richtig. Aber irgendwann kämen sie auch in Gebäude - und 2024 werde es «aller Wahrscheinlichkeit nach» kein Mäusegift mehr geben für den Innenbereich.
Sachsen hat nach Angaben der Verbandschefin etwa 50 reine Schädlingsbekämpfungsbetriebe mit im Schnitt vier oder fünf ausgebildeten Fachkräften. Statistiken dazu gebe es nicht. Und ihrer Branche fehle der Nachwuchs, auch weil der Beruf ein negatives Image habe, «zu Unrecht». Dabei sei es ein breit gefächertes Handwerk. «Giftspritze und Schutzanzug sind nur noch sehr selten im Einsatz». Und die Arbeit habe auch ganz viel mit Schutz der Insekten zu tun. «Nicht jedes Wespennest wird gleich beseitigt, nur, wo Gefahr besteht.»
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