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Sparkurs bei VW - Sachsen zwischen Sorgen und Widerstand

Am Donnerstag steht im VW-Werk Zwickau eine außerordentliche Betriebsversammlung an. (Foto: Archiv) / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Am Donnerstag steht im VW-Werk Zwickau eine außerordentliche Betriebsversammlung an. (Foto: Archiv) / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Volkswagen will seinen Sparkurs drastisch verschärfen und prüft Werkschließungen. In Sachsen lösen die Ankündigungen Sorgen aus. Der Betriebsrat in Zwickau gibt sich kämpferisch.

Von einer Schockwelle war die Rede, als der VW-Konzern Anfang der Woche eine Verschärfung seines Sparkurses ankündigte. Auch Werkschließungen in Deutschland stehen zur Debatte. Von der Welle wurde auch Sachsen erfasst. Mit dem großen E-Auto-Werk in Zwickau, dem Motorenwerk in Chemnitz und der Gläsernen Manufaktur in Dresden gibt es drei Standorte im Freistaat. Zudem hängen viele Zulieferer von Volkswagen ab. Die VW-Mitarbeitervertreter geben sich kämpferisch und kündigen «laute» Belegschaftsversammlungen an. 

Im Werk Zwickau ist am Donnerstag eine außerordentliche Belegschaftsversammlung geplant. Dazu wird VW-Markenchef Thomas Schäfer erwartet. Ihm könnte ein ungemütlicher Empfang in Sachsen bevorstehen: Es seien Aktionen geplant, hieß es aus Betriebsratskreisen. «Wenn die Belegschaft jetzt nicht laut wird, wann dann?» In Chemnitz sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am 9. September zusammenkommen. Am Mittwoch wurde eine Betriebsversammlung in Wolfsburg von scharfen Protesten begleitet.

Europas größter Autobauer hatte am Montag angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den bisher eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch Werkschließungen in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen.

Inwieweit Sachsen von den Streichungen betroffen sein wird, ist bislang offen. «Alle Spekulationen sind auch nur Spekulationen», so der Betriebsrat in Zwickau. Es stehe «felsenfest» die Aussage von Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo, dass es mit der Arbeitnehmervertretung keine Standortschließungen geben werde. Wegen dieser «absoluten Geschlossenheit auf Seiten der Mitbestimmung» bundesweit sei die Stimmung in Sachsen kämpferisch. Rund 11.000 Menschen arbeiten nach Unternehmensangaben im Freistaat für VW.

Volkswagen hat Absatzprobleme. Auch die Nachfrage nach E-Autos schwächelt. VW hatte eine Milliarde Euro investiert, um Zwickau zum reinen Standort für die E-Mobilität umzubauen. Zum Beginn der Serienproduktion des ID.3 im Herbst 2019 kam die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). 

Doch der große Erfolg blieb aus. Seit diesem Sommer wird in Zwickau nur noch im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet, Nachtschichten sind wegen der zu geringen Nachfrage nicht mehr nötig. Es wurden Stellen von befristet Beschäftigten gestrichen. 360.000 Fahrzeuge könnten im Jahr in Zwickau gebaut werden, 2023 waren es nur 240.000.

Doch nicht nur bei Volkswagen selbst hat nach den Spar-Ankündigungen des Vorstandes das Bangen eingesetzt, auch Zulieferer machen sich Sorgen. In Südwestsachsen seien rund 50.000 Beschäftigte von der Automobilindustrie abhängig, sagte Dirk Vogel vom Branchennetzwerk AMZ. Das betreffe Teilezulieferer, aber auch Dienstleistungsbetriebe. 

VW müsse jetzt seine Hausaufgaben erledigen. Nach Vogels Einschätzung steht das Chemnitzer Motorenwerk eher nicht zur Disposition, das sei gut ausgelastet. Aber auch die E-Mobilität werde bleiben. Jetzt gehe es darum, die nächsten zwei bis vier Jahre im Zwickauer Werk sinnvoll zu gestalten, sagte Vogel. Die Zulieferer stünden dabei an der Seite des Autobauers. 

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