Das Ablassen mehreren Tonnen Kerosin aus der Luft stuft das Umweltbundesamt (UBA) als wenig belastend für die Umwelt ein. «Wenn es notwendig ist, den Treibstoff abzulassen, erwarten wir aufgrund der Verdunstung des Kerosins während des Absinkens und der gleichzeitigen Verteilung der Kerosintropfen bodennah für die Böden, Luftqualität, Grundwasser und die menschliche Gesundheit keine kritischen Belastungen», erklärte ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Grundlage für diese Annahme seien Ergebnisse von Modellierungen.
Am Dienstagabend war ein Frachtflugzeug über Teilen von Sachsen-Anhalt gekreist. Wegen eines technischen Problems konnte die Maschine nicht wie geplant in die USA fliegen, sondern musste an den Flughafen Leipzig/Halle zurückkehren. Nach Angaben des Luftfahrt-Bundesamtes wurden vor der Landung 94 Tonnen Treibstoff abgelassen. Dies war nötig, um für die Landung Gewicht zu reduzieren, sagte ein Flughafensprecher. Im Vergleich zu anderen vom Bundesamt gelisteten Fällen war die Kerosinmenge eher hoch. «In einem von uns untersuchten Zeitraum von 2002 bis 2018 gab es nur wenige Treibstoffschnellablässe über 80 Tonnen Kerosin», erklärte das UBA.
Beim Ablassen von Treibstoff - auch «Fuel Dumping» genannt - liegt der Treibstoff zunächst als verschiedene Kohlenwasserstoffe in der Atmosphäre vor. «Erst ist dies im flüssiger Zustand der Fall - also als Tröpfchen - aber der große Teil verdunstet im Verlauf des Absinkens.» In der Folge komme es zu verschiedenen, teilweise durch Sonnenlicht induzierten Umwandlungsprozessen als chemische Reaktionen.
Die Menge des Kerosins, die den Boden erreicht und nicht vorher verdunstet, hänge auch stark von der Umgebungstemperatur ab, so der Sprecher. Im Sommer erreichten deutlich geringere Anteile den Boden. «Für untersuchte Worst-Case-Szenarien sind es bei 20 Grad Celsius im Sommer nur circa vier Prozent gegenüber 32 Prozent bei einer Umgebungstemperatur von null Grad Celsius.»
Um eine Kumulation der Emissionen zu vermeiden, sollte der Treibstoff auf möglichst großer Flughöhe und nicht immer in den gleichen Flugräumen abgelassen werden, erklärte der Experte. Im jüngsten Fall sei dies aus technischen Gründen jedoch nicht möglich gewesen.
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