Die neue Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina will eine stärkere Förderung der Wissenschaft durch die künftige Bundesregierung. «Unabhängigkeit der Wissenschaft ist ein ganz hohes Gut und das müssen wir alle miteinander verteidigen», sagte Bettina Rockenbach in Berlin. Drittmittel könnten Innovationen vorantreiben, doch «die Grundfinanzierung durch den Staat, da dürfen wir auf keinen Fall dran rütteln», betonte sie.
Rockenbach tritt am 1. März als erste Frau an der Spitze der Leopoldina ihr Amt an. Sie hat sich für Halle (Saale) als Amtssitz entschieden – ihr Vorgänger Gerald Haug arbeitete vorrangig aus Berlin. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist seit 2013 Mitglied der Leopoldina.
Kommt eine Reform der Ministerien?
Rockenbach sprach sich zudem für eine Stärkung der Wissenschaftspolitik in der neuen Bundesregierung aus. Sie plädiert dafür, der Wissenschaft und Innovation eine zentrale Rolle zu geben, da dies entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands sei.
Eine Möglichkeit sei die Verlagerung der Innovationspolitik aus dem Wirtschaftsministerium ins Forschungsministerium, um wissenschaftliche Erkenntnisse besser in die Praxis zu überführen. Ziel müsse es sein, «dass die Innovation auch wirklich passiert und dass nicht diejenigen mit den guten Ideen ins Ausland abwandern», so Rockenbach.
Raus aus dem Elfenbein, näher an den Bürgern
Die Leopoldina soll stärker in die Gesellschaft wirken. Wissenschaftliche Erkenntnisse verschwänden nicht, nur weil sie geleugnet würden, betonte Rockenbach. «Die Natur lässt sich da von uns nicht beeinflussen, wenn wir Dinge ignorieren. Es wird im Zweifel nur schlimmer», sagte sie.
Ein zentrales Ziel ihrer Amtszeit sei es daher, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlicher zu vermitteln. Dafür soll es neue Formate, etwa kürzere Informationsangebote, eine stärkere Präsenz in sozialen Medien und möglicherweise einen eigenen Podcast geben. Ein Erfolg wäre es aus ihrer Sicht, wenn Bürgerinnen und Bürger gezielt auf die Leopoldina-Webseite zugreifen, weil sie dort verlässliche wissenschaftliche Informationen erwarten.
Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft international. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus über 30 Ländern und deckt fast alle Forschungsbereiche ab. Gegründet wurde sie 1652, seit 2008 ist sie Deutschlands Nationale Akademie der Wissenschaften.
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