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Aus Alt(gold) mach neu: Wie aus einem Erbstück etwas ganz Besonderes entstand

Neuer Ring aus Altgold (Bild: Thomas Wolf)
Neuer Ring aus Altgold (Bild: Thomas Wolf)

Durch Erbschaft sammelt sich häufig Altgold. Schmuck, den die wenigsten tragen. Ein Goldschmied aus Dresden hat hier geholfen, um einen Traum zu verwirklichen.

Als vor drei Jahren mein Opa starb, hatte mich meine Oma gebeten die Trauerrede zu halten. Natürlich habe ich zugesagt, schließlich stand ich meinem Opa sehr nah und habe hier und da schon vor Publikum gestanden. Doch dieses Event hatte ich unterschätzt, die Emotionen und Tränen überwältigten mich während der Rede. Doch am Ende war ich befreit und konnte ihn in Frieden loslassen.

Was mir blieb, war viele schöne Erinnerungen, sein Ehering und andere Goldteile, die mir meine Oma in einer Schatulle übergeben hatte.

Nun hatte ich Altgold in einem schwarzen Etui.

Ein Siegelring, ich wollte schon immer einen

Wenn ich als Kind Märchen mit Königen oder später auch die ersten Mafiafilme gesehen habe, haben mich immer die Ringe an den Händen der Mächtigen fasziniert. Die einen versiegelten damit ihre Post, andere trugen sie, um einfach nur ihren Reichtum und ihre Macht zu zeigen.

In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder im Internet nach Siegelringen recherchiert. Doch die, die mir gefallen haben, waren aufgrund des aktuellen Goldpreises einfach zu teuer gewesen und so gingen die Tabs immer wieder zu – ohne den Warenkorb zu füllen.

Vor einem halben Jahr ungefähr fiel mir das schwarze Etui ein, in dem der Goldschmuck meines verstorbenen Opas lag. Die könnten doch eingeschmolzen und zu einem neuartigen Siegelring gegossen werden, dachte ich mir. Jetzt hatte ich Blut gelegt und fing wieder an zu recherchieren. Diesmal nicht nach Schmuckhändlern im Internet, sondern nach Goldschmiedemeistern in Dresden. Drei habe ich angeschrieben, zwei haben sich telefonisch zurückgemeldet, bei einem bin ich am Ende gelandet - Dirk Salomo aus der Dresdner Neustadt.


Das Vorgespräch – ein wirklich wichtiger Schritt

Als ich das Ladengeschäft auf der Königsbrücker Str. 54 betrat, hatte ich schon ein gutes Gefühl. Herr Salomo, ein Mann mit Vollbart und Brille, begrüßte mich freundlich. Er strahlte eine Ruhe und eine Kompetenz aus, die mir die Gewissheit gaben, dass ich hier mit einem großartigen Ergebnis wieder nach gehen würde.

Herr Salomo hörte sich meine Ideen an, ohne sie zu bewerten. Er schaute sich den Ring meines Opas an und schwärmte von der Gravur-Kunst, die man heute so nicht mehr findet. Es sei ein wenig wie aufwendiger Stuck oder Deckenmalereien in alten Häusern. Er sagte, dass es schade wäre, wenn dieses Handwerk im Schmelzofen zerstört würde.

Jetzt haben die Synapsen angefangen zu funken. Mir kamen Bilder von restaurierten Gebäuden in den Kopf, bei denen Mauerteile oder alte Türen erhalten wurden, um den historischen Wert zu zeigen. Gut zu sehen ist das an der Dresdner Frauenkirche.

Der klassische Siegelring war vom Tisch

Herr Salomo und ich waren uns einig, der alte Ring meines Opas sollte erhalten bleiben und Teil von etwas neuem werden. Wir fertigen ein paar Skizzen auf Papier an, ließen sie wirken und verwarfen sie wieder. Nach einer Stunde haben wir erst einmal pausiert und ich bin mit vielen Inspirationen nach Hause gefahren. Am Abend habe ich mit Photoshop weiter experimentiert, habe die Ringe digital zerschnitten und wieder zusammengesetzt. So lange bis „die Idee“ geboren war.

Der Projektstart – jetzt geht es ans Material

Nachdem Herr Salomo die digitalen Entwürfe gesichtet hatte und meine Unsicherheit, ob diese so auch umzusetzen wären, genommen hat, ging es um die Materialplanung. Was kann von welchem Schmuckstück wie genutzt und welcher Stein soll am Ende verwendet werden, um dem neuen Ring das i-Tüpfelchen aufzusetzen. Als Stein haben wir uns für einen gemuggelten Onyx entschieden. Der Begriff erinnerte mich sofort an Harry Potter, wo die nicht zaubernden Menschen „Muggels“ genannt wurden.

Für die Materialplanung ist es wichtig, dass klar ist, an welchem Finger der Ring später sitzen soll. Denn je größer der Umfang, desto mehr Gold wird benötigt. Bei mir sollte es der kleine Finger sein. Dafür war auch genügend Altgold verfügbar. Sogar die Fassung für den Stein würde mit dem vorhandenen Gold machbar sein.

Auf der Basis des Besprochenen konnte Herr Salomo nun den Rohling entwickeln. Wir vereinbarten eine grobe Zeitschiene für den nächsten Schritt – Die erste Anprobe.


Die Passform des Rings

Viel früher als gedacht klingelte das Telefon. Ich durfte mir das Ergebnis der ersten Phase anschauen und den neuen alten Ring anprobieren. Als Herr Salomo den Ring aus dem Etui geholte, war er, glaube ich, genauso aufgeregt wie ich. Ich war baff, begeistert und hatte ein Hochgefühl. Es war unglaublich, dass die Photoshop-Idee jetzt real an meinem Finger saß...und nicht mehr abging. „Was bei mir dran geht, geht auch bei mir wieder ab“, lachte Dirk Salomo.


Das Finale

Am 6.1.23 haben Herr Salomo und ich das Erstgespräch geführt und fünf Wochen später steckt der neue Ring an meinem linken kleinen Finger. Aus einer digitalen Photoshop-Idee wurde ein rund 11 Gramm schwerer Goldring, der das Erbe meines Opas und das damit verbundene Handwerk erhält und ich somit täglich an ihn denken kann.