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Erstes öffentliches Gebäude mit Carbonbeton entsteht

Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnenbetrachtet während ihres Besuchs in Sachsen auf der Baustelle zum Bau des ersten öffentlichen Gebäudes mit Carbonbeton eine Betonplatte mit Carbon. / Foto: Robert Michael/dpa
Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnenbetrachtet während ihres Besuchs in Sachsen auf der Baustelle zum Bau des ersten öffentlichen Gebäudes mit Carbonbeton eine Betonplatte mit Carbon. / Foto: Robert Michael/dpa

Vor Jahrzehnten erfinden Wissenschaftler den Textil- oder Carbonbeton in Dresden. Hier steht seit 2002 auch das weltweit erste, komplett daraus errichtete Gebäude - und bald noch mehr.

In Dresden entsteht das bundesweit erste öffentliche Gebäude mit Carbonbeton. «Carbonbeton leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität der Baubranche», sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Montag laut Mitteilung bei der Grundsteinlegung für die Sporthalle der 49. Grundschule im Stadtteil Plauen. Innovative Bauweisen wie diese hätten «enormes Entwicklungspotential» und sind bedeutend, «um ressourcenschonender und damit umweltfreundlicher zu bauen». Geywitz platzierte bei ihrem Besuch symbolisch das erste Carbonbeton-Wandelement für den nächsten Bauabschnitt der Sporthalle.

Die Besonderheit des Projekts liegt nach Ministeriumsangaben in der Verwendung von Carbonbeton als Baumaterial in der oberirdischen Tragstruktur der Sporthalle. Das innovative Carbonbeton-Wand-System komme erstmals bei einem öffentlichen Gebäude zum Einsatz. «Carbonbeton ist eine von vielen Innovationen der mineralischen Bauweise, mit denen schlankere, CO2-reduzierte Bauteile und sogar modulares Bauen möglich ist», sagte der Geschäftsführer von solid UNIT, einem Netzwerk für klimaneutrales Bauen mit mineralischen Baustoffen, Thomas Zawalski. Diese Technologie müsse auch künftig weiter gefördert werden.

Carbonbeton enthält laut Mitteilung eine Bewehrung aus Carbon, Glas oder Basalt. Dazu würden Stäbe und Matten verwendet, die hochtragfähig seien und nicht rosteten. Diese Bauweise sei mit bis zu 80 Prozent weniger Materialverbrauch und einem um mindestens 50 Prozent reduzierten CO2-Fußabdruck verbunden. Der Einsatz zementreduzierter Betone oder weitere Optimierungen in der Konstruktion böten künftig zusätzliche Einsparpotentiale. Zudem werde daran gearbeitet, das Carbon aus nachwachsenden Rohstoffen und dem CO2 der Luft zu gewinnen.

Nach Angaben von Christian Kulas vom Verein C³ - Carbon Concrete Composite wird die Anwendung von Carbonbeton immer beliebter. Die Verwendung in der Tragstruktur öffentlicher Gebäude wie Schulen gewährleiste auch Sicherheit und Langlebigkeit. «Carbonbeton stellt ideale Lösung für nachhaltiges Bauen dar.»

«Das ist noch ein bisschen spannender», sagte der Professor für Massivbau an der TU Dresden, Manfred Curbach, der Deutschen Presse-Agentur. Bei einer Turnhalle müsse eine große freie Fläche überspannt werden, sie dürfe möglichst wenig Stützen haben. Das gelinge mit 19 trapezförmigen schmalen Trägern und ebenso vielen Platten aus vorgespanntem dünnem Carbonbeton. Wenn das jetzt gelinge, könnten solche Gebäude in Serie gehen.

«Jedes Beispiel ist jetzt hoffentlich Ansatz für Andere, wenn sie sehen, dass es funktioniert», sagte Curbach, einer der führenden Köpfe der Forschung. Im September 2022 war auf dem Gelände der TU Dresden mit dem «Cube» das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton eröffnet worden. Es gebe inzwischen «eine ganze Reih von Firmen, die das Material liefern oder damit bauen. Carbonbeton sei auch in Altbauten verwendbar, etwa um Decken ohne Stahl zu verstärken - die Nachfrage bei neuen Bauteilen und zur Verstärkung nehme zu.

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