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Lichtkunst verzaubert Chemnitz - neue Sicht auf Architektur

Während des Festivals wird auch der berühmte Karl-Marx-Kopf illuminiert. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Während des Festivals wird auch der berühmte Karl-Marx-Kopf illuminiert. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Ein Lichtkunst-Parcours bietet einen neuen Blick auf bekannte Chemnitzer Bauwerke und setzt auch sonst wenig beachtete Plätze in Szene. Dahinter steckt eine architektonische Vision für die Stadt.

Wenn die Nacht hereinbricht, setzen in den kommenden Tagen Künstler aus verschiedenen Ländern Chemnitz in neues Licht. Die zweite Auflage des Festivals «Light our Vision» bietet Arbeiten von 21 Künstlern. Von Mittwoch bis Samstag sollen jeweils abends Tausende Besucher angelockt werden. Immer ab 19.30 Uhr werden 14 Standorte illuminiert - Bauwerke wie das Karl-Marx-Monument, das Opernhaus und der Hauptbahnhof. 

Den riesigen Marx-Kopf - im Volksmund «Nischel» genannt - setzt die in Berlin lebende Videokünstlerin Vanessa Cardui in Szene. Bei ihrer Arbeit «Finger weg!» verleiht eine imaginäre Künstlerhand dem grimmigen Antlitz eine stetig wechselnde Mimik. «Es geht um ein Zwiegespräch zwischen der Künstlerhand und dem Gesicht, dem Porträt», sagte Cardui über ihre Arbeit. Die malende Hand suche nach einem Gesichtsausdruck, wobei sich das Gesicht verselbständige und ein Eigenleben führe. 

Nur wenige Schritte entfernt verwandelt das mehrfach preisgekrönte australische Künstlerduo Atelier Sisu einen tristen Parkplatz mit großen, farbig illuminierten Blasen in eine Fantasiewelt, die vergängliche Momente der Schönheit vermitteln soll.

Geteilte Innenstadt visionär aufbrechen

Initiator des Festivals ist der Verein Baukultur für Chemnitz, der damit eine architektonische Vision für die Stadt verknüpft. Es gehe auch darum, die geteilte Innenstadt durch Lichtkunst visionär aufzubrechen, erklärte der künstlerische Leiter Majo Ussat. Wie das gehen kann, zeigt die Installation «Widerstandsmoment II» von Hinrich Gross aus Hamburg an der «Parteifalte» - dem langgezogenen Bürokoloss aus DDR-Zeiten direkt hinter dem Marx-Monument. Seine Installation lässt den Bau transparent werden und die dahinterliegende Seite für einen Moment zum Vorschein kommen. 

Das Festival finanziert sich den Angaben zufolge über Spenden und Sponsoren. Das Gros der Lichtinstallationen ist kostenfrei zu sehen. Die einzelnen Standorte und Areale werden zwischen 19.30 und 23.00 Uhr gleichzeitig für jeweils 5 bis 10 Minuten erleuchtet. Danach schließt sich eine Pause von 15 Minuten an, damit Besucher zum nächsten Standort wechseln können. Für zwei Standorte muss ein «Kunstunterstützungs-Ticket» gekauft werden. 

Auch im kommenden Jahr, wenn Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas Besucher aus dem In- und Ausland anlocken will, soll es nach Angaben der Organisatoren eine Fortsetzung des Lichtspektakels geben. Dafür sind erneut vier Tage Ende September geplant.

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