Die Kunstsammlungen Chemnitz werfen im Kulturhauptstadtjahr 2025 den Blick auf wichtige Künstlerpersönlichkeiten der Stadt und Region. Ihr Ausstellungsreigen schlägt einen Bogen vom Jugendstil-Visionär Henry van de Velde über die Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff und Edvard Munch bis hin zur Künstler-Gruppe Clara Mosch. Diese erstritt sich in der DDR künstlerische Freiräume und sorgte mit kritischen Aktionen für Aufsehen. Eigene Ausstellungen werden auch dem Werk der Künstler Carlfriedrich Claus und Frank Maibier sowie dem Architekten Frei Otto gewidmet.
Chemnitz habe als Stadt im Aufbruch viele Geschichten zu erzählen, so Generaldirektorin Florence Thurmes. «Je genauer man hinschaut, umso mehr Feinheiten und Sagenhaftes erkennt man.» Das Programm im kommenden Jahr wolle ganz im Sinne des Mottos von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas «C the Unseen» verborgene kulturelle Schätze der Stadt präsentieren.
Munch-Gemälde kehrt nach Chemnitz zurück
Als Höhepunkt gilt die Ausstellung zum norwegischen Maler Edvard Munch ab 10. August, die sich um das Thema Angst dreht. Munch war 1905 in Chemnitz zu Gast und hat hier die Familie des Unternehmers Herbert Eugen Esche porträtiert. Für die Schau wird nach rund 90 Jahren auch das Munch-Gemälde «Die Einsamen» als Leihgabe zurückkehren, das einst selbst zum Fundus der Kunstsammlungen gehörte.
Munchs wohl bekanntestes Werk «Der Schrei» wird wohl nur als Grafik zu sehen sein, erklärte Thurmes. Eine weitere große Ausstellung wird anhand von etwa 300 Kunstwerken ausgehend von der Neuen Sachlichkeit ab Ende April Realismusbewegungen im Europa der 1920er und 1930er Jahre beleuchten.
Ab Jahresbeginn wird zudem daran erinnert, wie sich in den 1970er Jahren in Chemnitz - damals Karl-Marx-Stadt - eine alternative Kunstszene in der DDR entfaltete. Mit unkonventionellen Ausstellungsprogrammen, Aktionen und Veranstaltungen hatten sich den Angaben nach damals die Galerie Oben und die Künstlergruppe Clara Mosch (1977-1982) samt eigener Produzentengalerie vom staatskonformen Kulturbetrieb abgegrenzt und Kunstinteressierte weit über die Region hinaus angezogen.
Dokumente, Fotos, Plakate, Postkarten und Briefe sollen diese Geschichte aufleben lassen. Hinzu kommen wechselnde Präsentationen zu Künstlern und Künstlerinnen aus der Zeit von 1973 bis 1990.
Schmidt-Rottluff-Haus öffnet im Frühjahr
Neben dem Museum am Theaterplatz und dem Museum Gunzenhauser gehören auch das Schloßbergmuseum, die Burg Rabenstein, das Henry van de Velde Museum in der Villa Esche und das Carlfriedrich Claus Archiv zu den Kunstsammlungen. Das Schloßbergmuseum widmet sich 2025 unter dem Titel «Die neue Stadt» der Geschichte von Chemnitz in den Jahrzehnten als Karl-Marx-Stadt. Dabei gehe es um den Mythos als sozialistische Musterstadt und Parallelen der Baukultur zwischen Ost und West, hieß es.
Neu hinzu kommt im kommenden Jahr eine Präsentation zum Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff und anderen Mitgliedern der Künstlervereinigung «Brücke». Dazu wird aktuell das ehemalige Elternhaus des Künstlers als Interventionsfläche der Kulturhauptstadt saniert und umgestaltet. Es soll im Frühjahr 2025 für Besucher öffnen und auch nach dem Kulturhauptstadtjahr eine weitere wichtige Adresse für Kunstinteressierte bleiben.
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