Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und das Sprengel Museum Hannover haben gemeinsam ein Hauptwerk von Oskar Kokoschka (1886-1980) aus seiner Dresdner Zeit erworben. Das Gemälde «Sommer I» entstand 1922 und wurde mit Hilfe mehrerer Stiftungen im Zuge einer Auktion über Christie’s in London aus Privatbesitz erworben. Es befand sich ab 1925 bis 1965 in der Sammlung des Seidenfabrikanten Hermann Lange (1874–1942) und seiner Frau Marie in Krefeld, später dann als Leihgabe in verschiedenen öffentlichen Museen.
Bild füllt Lücke in Klassischer Moderne in Sachsens Sammlung
Das 1,10 Meter mal 1,40 Meter messende Bild soll im Vier-Jahres-Rhythmus zwischen den Museen wechseln, beginnend mit Dresden. Dort war es seit 1995 und bis 2023 zu sehen, als die Erben es zum Verkauf anboten. «Das Bild ist den Menschen hier sehr vertraut und schon über Jahre hier zu sehen, als Leihgabe», sagte SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann.
Der Ankauf könne «ein Stück weit helfen, Lücken in diesem Bereich der klassischen Moderne zu füllen». Zudem weise das Entstehungsjahr des Bildes genau in eine auch international erfolgreiche Phase des Künstlers, der 1922 den Hauptsaal der Biennale Venedig bespielte.
Stephanie Tasch von der Kulturstiftung der Länder, die nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro beisteuerte, sprach von einem gelungenen Schulterschluss, «um dieses bedeutende Kunstwerk dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen». Das sei ein Modell vor allem in Zeiten finanzieller Anspannung. Auch die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Fritz Behrens Stiftung Hannover förderten das Projekt.
Ankauf im Bereich der Klassischen Moderne selten
Kokoschkas Werk hat in beiden Museen einen wichtigen Stellenwert. Es gehörte schon zur Sammlung von Margrit und Bernhard Sprengel, auf deren Schenkung die Museumsgründung basiert. «Wir lassen Dresden gern den Vortritt», sagte Sprengel-Direktor Reinhard Spieler. Es sei ein seltenes Ereignis für die Museen, in der Klassischen Moderne noch Werke für ihre Sammlungen dazu erwerben zu können. «Uns fehlte für genau diese Zeit, die für Kokoschka unglaublich wichtig war, noch ein wichtiges Hauptwerk.»
Der Österreicher Kokoschka zählt zu den wichtigsten Vertretern der expressionistischen Malerei und lebte zwischen 1916 und 1923 in Dresden. Dort war er 1919 der jüngste Professor der Kunstakademie überhaupt und entwickelte seinen künstlerischen Stil weiter.
Die Dresdner Gemäldegalerie mit den Bildern Alter Meister inspirierte den Maler. In «Sommer I» sind der Körper einer liegenden, teils bekleideten Frau ebenso wie die Landschaft im Hintergrund aus großzügigen, kontrastierenden, leuchtenden Farbflächen modelliert.
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