Prachtvolle Standuhren und kostbare Schränke: Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) präsentieren erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ihren Bestand an Möbeln des berühmten Pariser Kunsttischlers Jean-Pierre Latz (1691-1754). Die 30 Einzelobjekte beziehungsweise 20 Ensembles sind unter dem Titel «Fait á Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof» bis Anfang Februar 2025 in den Paraderäumen des Residenzschlosses vereint - die meisten in alter Schönheit. Sie wurden seit 2018 im Zuge eines langen Projekts mit Hilfe mehrerer Stiftungen und Mäzene erforscht, restauriert und konserviert - nach modernsten Methoden.
Einmaliger Bestand lange vergessen
«Es ist überhaupt die weltweit erste umfassende Ausstellung zu Jean-Pierre Latz», sagte SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann. Eine weitere Besonderheit sei, «dass nirgendwo sonst noch so viele Möbel von ihm existieren». Das Konvolut wurde Ende der 2000er Jahre im Kunstgewerbemuseum wiederentdeckt. Nun kehrten die Kostbarkeiten an den Ort zurück, wo sie sich bis 1945 befanden, und sind um Leihgaben aus Schloss Sanssouci in Potsdam und dem Palazzo Del Quirinale in Rom ergänzt. Die Schau zeugt laut Ackermann auch davon, «was Möbel für Meisterwerke des Kunsthandwerks sind».
Der im Kurfürstentum Köln geborene Latz gilt als einer der wichtigsten Kunsttischler seiner Zeit. In Paris schuf er Meisterwerke, die sich stilistisch zwischen dem streng symmetrischen Barock und dem Rokoko bewegen, das für Leichtigkeit und Asymmetrie steht. Pendeluhren (Pendule) und Piedestale (Sockel) sind mit kostbaren Einlegearbeiten, sogenannten Boulle-Marketerien, aus Schildpatt, Messing, Ebenholz, Perlmutt, farbig unterlegtem Horn oder edlen Tropenhölzern und üppig vergoldeten Beschlägen versehen, die Bronzen genannt werden.
Die Kollektion ist laut SKD auch deshalb einmalig, weil sich die Möbel seit ihrem Ankauf in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Dresden befanden, lückenlos dokumentiert und in authentischem Zustand sind. Einige waren kriegsbedingt ausgelagert, andere wurden bei der Bombardierung der Stadt stark beschädigt und galten über Jahre als Kriegsverluste. Wegen ihres Zustands kamen sie danach ins Depot und gerieten in Vergessenheit - und erst im Zuge der Inventur mit Einführung der Museumsdatenbank Daphne ab 2008 wieder ans Licht.
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