Sachsens Mittelstand bleibt trotz Inflation, Konjunkturabschwung und Kostendruck nach Darstellung des Wirtschaftsministeriums das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft. «Nur mit einem starken Mittelstand gelingt die Transformation der Wirtschaft», sagte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) bei der Veröffentlichung des Mittelstandsberichts (2018 bis 2022) am Mittwoch in Grimma. Der Mittelstand erwirtschaftet demnach mit gut 54 Prozent mehr als die Hälfte der im Freistaat hergestellten Waren und Dienstleistungen. Zudem beschäftige er rund 72 Prozent der Arbeitskräfte und bilde rund 70 Prozent der Auszubildenden aus.
«Unsere vielfältigen Förder- und Unterstützungsmaßnahmen haben Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit des sächsischen Mittelstandes zielgerichtet gesteigert», sagte Dulig. Der kontinuierliche Angleichungsprozess der sächsischen Wirtschaft an die deutschlandweiten Größenstrukturen und die Wachstumsdynamik kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Sachsen bestätige die Mittelstandspolitik im Freistaat.
Als KMU gelten dem Bericht zufolge Unternehmen mit maximal 249 Beschäftigten sowie einem jährlichen Umsatz bis 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme bis 43 Millionen Euro.
Freistaat gleicht sich gesamtdeutschem Niveau weiter an
Wie aus dem Bericht hervorgeht, waren 2021 in Sachsen mehr als 131 600 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen registriert, die nahezu komplett dem Mittelstand zuzurechnen seien. Der KMU-Anteil sei geringfügig höher als im bundesweiten Durchschnitt (99,5 Prozent).
Zudem gleichen sich die Größenstrukturen der sächsischen Wirtschaft dem gesamtdeutschen Niveau an. So habe der Anteil der KMU am Gesamtumsatz von rund 67 Prozent im Jahr 2016 auf etwa 54 Prozent im Jahr 2021 abgenommen. Der deutschlandweite KMU-Anteil am Umsatz betrage etwa 33 Prozent. Obwohl die Umsatzanteile sächsischer Großunternehmen deutlich zugenommen hätten, verdeutlichten die Zahlen die weiterhin hohe Bedeutung des Mittelstands, heißt es in dem Bericht des Wirtschaftsministeriums. Der Anteil der sächsischen Großbetriebe, die zehn Jahre zuvor noch zu den mittleren Betrieben gehörten, lag demnach rund drei Prozentpunkte höher als in Westdeutschland.
Den Angaben zufolge befand sich die Selbständigenquote in Sachsen (2022: 8,5 Prozent) im Zeitverlauf nahezu konstant über der bundesweiten Quote. Allerdings gehe der Anteil der Selbstständigen kontinuierlich zurück. Dies sei unter anderem auf die gestiegene sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als Resultat der guten konjunkturellen Lage zurückzuführen, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Laut Bericht sind etwa zwei Drittel aller Selbstständigen Männer.
Bericht analysiert erstmals die Situation von «Social Entrepreneurs»
Der Bericht wurde vom ifo-Institut Dresden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) erstellt. Er analysierte erstmals auch die Situation von marktorientierten Sozialunternehmen - sogenannter Social Entrepreneurs.
Zusammen mit der sächsischen Sozialministerin Petra Köpping (SPD) besuchte Dulig das Sozialunternehmen Hejmo-Homes im Landkreis Leipzig, das nachhaltige Modulhäuser und kompakte Mini-Häuser entwickelt - sogenannte Tiny Houses. Das Unternehmen verbindet dabei Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein Teil der Einnahmen komme Obdachlosen in der Region zugute.
«Ich freue mich sehr, dass der Mittelstandsbericht so ausführlich auf die aktuelle Situation und die Bedarfe von Social Entrepreneurs in Sachsen eingeht», sagte Köpping. Für Sozialunternehmen stehe der Mehrwert, den sie für die Gesellschaft erreichen wollen, im Mittelpunkt. Mit sozial innovativen Konzepten seien sie dabei in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen aktiv. Das Sozialministerium wolle diese Zielgruppe weiterhin unterstützen.
Demnach sind im Freistaat 171 marktorientierte Sozialunternehmen ermittelt worden. Es handle sich hierbei ausschließlich um kleine Unternehmen, die zwischen 2 und 10 Millionen Euro Jahresumsatz generieren. Das durchschnittliche Alter der vergleichsweise jungen Unternehmen belaufe sich auf 7,2 Jahre. Sie befinden sich überwiegend in den Großstädten Leipzig und Dresden - sind aber auch in Chemnitz und Regionen mit Nähe zu Hochschulen aktiv. Den Angaben zufolge ist etwas mehr als ein Drittel im Handel oder in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen tätig. Erwirtschaftete Gewinne werden hauptsächlich für Rücklagen und Reinvestitionen in den sozialen oder ökologischen Zweck eingesetzt.
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