Mit millimetergenauer Präzision setzt der Roboterarm an: Funken sprühen, während die Maschine Naht für Naht an einem massiven Metallklotz schweißt. Das Dresdner Unternehmen Alotec hat sich auf die Bearbeitung und Reparatur von Metallbauteilen spezialisiert. «Unsere Lasersysteme ermöglichen die Reparatur und Aufarbeitung von Bauteilen», erklärt der Geschäftsführer Clemens Kuhn. Dadurch ließen sich aufwendige Neuproduktionen und unnötige Entsorgungen vermeiden.
Innovationskraft trifft auf wirtschaftliche Hürden
Doch trotz technologischer Innovationen stehen Unternehmen wie Alotec vor wachsenden Herausforderungen. Steigende Energiekosten, zunehmende Bürokratie und der Fachkräftemangel setzen die Maschinenbaubranche unter Druck. Alotec entwickelt maßgeschneiderte Laseranlagen zum Härten und Auftragschweißen und kooperiert eng mit Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik, um seine Produkte kontinuierlich zu verbessern.
«Trotz dieser positiven Entwicklung steht die Alotec und viele weitere sächsische Unternehmen der Maschinenbauindustrie vor Herausforderungen», warnt Kuhn. Vor allem Investitionszurückhaltung und strenge bürokratische Vorgaben bremsen die Innovationskraft.
Start der Fachmesse INTEC in Leipzig
Alotec gehört zu den 730 Unternehmen, die sich ab Dienstag auf der Internationalen Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und Automatisierungstechnik (INTEC) in Leipzig präsentieren. Die Messe gilt als Stimmungsbarometer der Branche – und in diesem Jahr fällt die Einschätzung vieler Unternehmen verhalten aus. Nach drei Jahren Wachstum schwächelt der sächsische Maschinenbau: Die Umsätze sinken, die Zahl der Beschäftigten geht zurück.
«Die Situation könnte natürlich besser sein», sagt der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Ost (VDMA), Oliver Köhn. Der Gesamtumsatz der Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten sei im Vergleich zum Vorjahr nominal um vier Prozent gesunken – von rund 8,5 Milliarden auf 8,2 Milliarden Euro. «Eine bessere Bilanz verhinderte vor allem das Inlandsgeschäft», so Köhn. Trotz dieser Rückgänge bleibt das Umsatzergebnis das drittbeste in der Geschichte der Branche. Doch der Optimismus in der Branche hält sich in Grenzen.
Auftragsrückgang setzt Unternehmen unter Druck
«Die Auftragseingänge im Jahr 2024 entwickelten sich sehr kraftlos», betont Köhn. In den Büchern der ostdeutschen Maschinenbau-Unternehmen stand für 2024 ein Auftragsminus von real 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sowohl die Inlandskunden (minus 13 Prozent) als auch die Auslandskunden (minus 24 Prozent) vergaben spürbar weniger Aufträge. «Für das Inlandsgeschäft fehlte es im gesamten Jahresverlauf an Impulsen.»
Köhn macht hierfür unter anderem die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Strukturveränderungen verantwortlich. Auch im Jahr 2025 bleibe die Auftragslage angespannt, was Umsatzeinbußen und Personalabbau zur Folge haben könnte.
Sachsen setzt auf Förderprogramme und Digitalisierung
Die sächsische Staatsregierung ist sich der Herausforderungen bewusst, betont das Wirtschaftsministerium. Der Freistaat unterstütze die Branche mit Förderprogrammen, digitalen Genehmigungsverfahren und Investitionen in Forschung. So arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zittau etwa an energieeffizienten Produktionsprozessen. Gleichzeitig sollen effizientere Planfeststellungsverfahren Unternehmen mehr Planungssicherheit bieten.
Ein weiteres drängendes Problem bleibt der Fachkräftemangel. Um diesem entgegenzuwirken, setzt die Landesregierung auf die «Fachkräftestrategie Sachsen 2030». Ziel ist es, mehr junge Menschen für MINT-Berufe – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zu begeistern. Zudem soll der «Pakt zur Gewinnung internationaler Fachkräfte» qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben.
Sachsenfonds als Hoffnung für Investitionen
Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) verweist zudem auf den sogenannten Sachsenfonds: «Ich bin froh, dass wir in der Koalition schon seit Wochen im Rahmen der Haushaltsverhandlungen die Struktur für den Sachsenfonds besprechen, der verschiedene Investitionsbereiche hat.» Sein Ministerium plant, die Struktur noch vor der Verabschiedung des Bundes-Investitionspakets fertigzustellen. «Dann können wir die Gelder in diesen Fonds aufnehmen und sie verauslagen», so Panter. Er hofft, «dass dann auch weiter in die wirtschaftliche Zukunft investiert werden kann».
Doch Luft nach oben gibt es aus Sicht des VDMA-Ost-Chefs Köhn dennoch. Mit Blick auf die Maschinenbaumesse in Leipzig kritisiert er, dass der Freistaat derzeit keine Fördermittel für Messebeteiligungen – weder im In- noch im Ausland – bereitstellt. «Dieses Instrument sollte unbedingt wieder in aufgenommen werden, um insbesondere die kleinen und mittlere Unternehmen in ihrem Bestreben nach Internationalisierung zu stärken.»
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