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Gravierender Mangel an Busfahrern im öffentlichen Nahverkehr in Thüringen

Fahrgäste stehen in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe. / Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild
Fahrgäste stehen in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe. / Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Im öffentlichen Nahverkehr in Thüringen besteht ein gravierender Mangel an Busfahrern. Die Situation sei so angespannt, dass manche Unternehmen zeitweise mit Notfahrplänen unterwegs seien, Taktzeiten verlängerten oder Buchungen beispielsweise für Schulausflüge ablehnen müssten, sagte der Chef des Mitteldeutschen Omnibusverbandes, Mario König, am Dienstag in Erfurt.

Der Bundesverband, nach dessen Angaben in Deutschland derzeit insgesamt fast 8000 Busfahrer fehlen, setze darum auf eine Reform der Ausbildung. Die Unternehmen in Ostdeutschland würden zunehmend Quereinsteiger anwerben, so König. Das Problem dabei seien die hohen Kosten für den Erwerb eines Busführerscheins, die er auf etwa 10 000 Euro im Durchschnitt bezifferte. Vielfach würden die Unternehmen die Kosten übernehmen, um dringend benötigtes Personal zu gewinnen. Der Verband sieht aber auch die Politik in der Pflicht.

«Wir erwarten von der Politik und der Verwaltung nun endlich ernsthafte Schritte, um den Menschen den Erwerb eines Busführerscheins wieder erschwinglich zu machen», sagte Verbandsgeschäftsführer Tilmann Wagenknecht. Die Vorschriften dafür müssten der Realität angepasst werden. Die vielfach kleinen und mittelständischen Busunternehmen in Thüringen hätten kaum eine Chance, Auszubildende zu gewinnen. Auch den großen, oft kommunalen Verkehrsbetrieben falle das immer schwerer.

Für Quereinsteiger sei die Bus-Branche durch Tariferhöhungen - Wagenknecht sprach von insgesamt 20 Prozent in diesem und dem nächsten Jahr - attraktiver geworden. Da in Thüringen der Schülerverkehr in den ÖPNV integriert sei, wären auch mehr Teilzeitmodelle vorstellbar - angesichts der Kosten für den Führerschein sei der Aufwand dafür aber extrem hoch. Die Busunternehmen beschäftigten etwa 4000 Mitarbeiter, laut Verband sind fast 90 Prozent von ihnen Fahrerinnen und Fahrer.

Der Verband erwartet, dass das Deutschlandticket über 2024 hinaus weitergeführt wird. Noch nie sei öffentliche Mobilität so preiswert gewesen. Wer eine Verkehrswende wolle, müsse weiter in die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs investieren, sagte Wagenknecht. Sie ist nach Meinung des Verbandes nur mit einem verbesserten Angebot im öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Nur ein besseres Angebot sorge für mehr Nachfrage.

Die Branche aus Thüringen, Sachsen und Brandenburg trifft sich am Mittwoch und Donnerstag in Halle. Dabei solle es vor allem um die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs und die Verkehrswende gehen. Allein in Thüringen haben Busse und Straßenbahnen nach Angaben des Verbandes etwa 165 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Jeder zweite Schüler nutze diese Verkehrsmittel täglich.

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