Von Ulf Mallek
Die Bürgermeisterin hatte ihre Familie mitgebracht - und auch die Mitarbeiter hatten Tränen in den Augen. Freudentränen. Der Abwahlantarg der AfD gegen Anita Maaß, Bürgermeisterin von Lommatzsch, ist am Mittwochabend im Stadtrat gescheitert. Am Ende stimmten sieben Stadträte für den AfD-Antrag, zehn dagegen. 15 Stimmen wären nötig gewesen, um einen Bürgerentscheid zur Abwahl der Bürgermeisterin auf den Weg zu bringen.
Der Lommatzscher Stadtrat hat 18 gewählte Mitglieder, darunter fünf Räte von der AfD, die auf Unterstützung der Freien Wähler mit ihren sechs Räten hofften. Anita Maaß galt als befangen und war selbst nicht stimmberechtigt. Sie nahm in der Sondersitzung des Stadtrates in den Reihen der Besucher Platz, neben ihrer Familie, Platz. Die Leitung der Sitzung hatte der stellvertretende Bürgermeister Thomas Dörfel (Freie Wähler) übernommen, der auch die Stimmzettel verteilen ließ. Die 17 anwesenden Räte mussten in geheimer Wahl, in eigens aufgestellten Kabinen und unter den Augen von etwa 60 Besuchern abstimmen.
„Auch wenn wir die nötige Mehrheit nicht erhalten sollten, haben wir doch eine wichtige Debatte angestoßen“, heißt es in der AfD-Pressemitteilung. Sie wollten „eine Politik nach Gutsherrnart" beenden. Den Hinweis aus dem Lommatzscher Rechtsamt, dass der Abwahlantrag die Fraktion möglicherweise schadersatzpflichtig machen würde, wertete die AfD als „durchsichtigen Torpedierungsversuch“. Hauptkritik der AfD waren vermeintliche Verstöße gegen das Neutralitätsgebot und mangelnde Transparenz der Bürgermeisterin.
Anita Maaß hatte angekündigt, zur Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr nicht mehr anzutreten.