Der Tourismus in Sachsen verbucht 2024 als guten Jahrgang und hat sich von der Corona-Pandemie erholt. Der Landestourismusverband (LTV) verzeichnete zwischen Januar und Oktober 6,9 Millionen Gäste und 17 Millionen Übernachtungen, was einem Zuwachs von rund 2,5 beziehungsweise 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Branche nähert sich dem Rekordjahr 2019 an
Sachsen knüpfe damit nahezu an das Rekordjahr 2019 an, auch wenn die Zahlen noch knapp darunter liegen, zog das Tourismusministerium Bilanz. «Der Tourismus ist für den Freistaat ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und steigert gleichzeitig die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung», erklärte die zuständige Ministerin Barbara Klepsch (CDU). Die Weihnachtszeit sei dabei für das sächsische Gastgewerbe der wichtigste Monat im Jahr.
Sachsen will Reiseland für das ganze Jahr sein
«Im Dezember können Reserven aufgebaut werden, die notwendig sind, um die schwächeren Monate von Januar bis März auszugleichen», stellte Klepsch klar. Sie hält eine weitere staatliche Unterstützung der Branche für erforderlich. Die Haushaltspolitik der kommenden Jahre müsse - bei allen Schwierigkeiten – auch die weitere Entwicklung von Tourismus ermöglichen. Das betreffe unter anderem den Ausbau des Ganzjahres- und Wandertourismus.
In vielen Unternehmen ist die Nachfolge zu regeln
LTV-Präsident Stephan Meyer ging bei Vorstellung der Zahlen auch auf die Probleme der Branche ein. Sie stehe weiterhin vor zahlreichen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigenden Kosten. In den kommenden zehn Jahren sei bei einem Viertel der Unternehmen die Nachfolge zu regeln, 11 Prozent würden den Betrieb einstellen wollen. Der Personalmangel sei schon heute ein Problem und führe zu Schließungen.
Verband fordert Sonderprogramm für die Gastronomie
Der Landestourismusverband regt daher ein Sonderprogramm für die Gastronomie vor allem im ländlichen Raum an. Es soll Investitionszuschüsse und günstige Kredite absichern, um die Attraktivität der Einrichtungen zu erhöhen. Zum anderen sollen damit auch Betriebsübernahmen unterstützt werden. Zudem pocht der Verband auf Bürokratieabbau, um die Unternehmen etwa von überbordenden Dokumentationspflichten zu entlasten.
Sachsen ist auf Gäste aus dem Ausland angewiesen
Nach den Worten von Meyer ist Sachsen auf Gäste aus dem Ausland angewiesen. Gerade Touristen aus den USA und aus China würden ordentlich Geld bei einem Urlaub im Freistaat ausgeben. LTV-Direktorin Andrea Kis verwies auf eine Hochrechnung, wonach die sächsische Tourismusbranche in diesem Jahr einen Bruttoumsatz von rund 9,5 Milliarden Euro und damit 200 Millionen Euro mehr als 2023 erwartet.
Camping und Caravaning soll eine größere Rolle spielen
Großes Potenzial sieht der LTV im Camping- und Caravaning-Tourismus. Er sei nicht nur verträglich, sondern auch krisenresistent, hieß es. Bei der besseren Nutzung touristischer Wege schwebt dem Verband vor, eine sogenannte Rahmenhaftpflichtversicherung nach dem Vorbild Österreichs einzuführen. Sie soll Eigentümer solcher Wege von Haftungsansprüchen etwa bei Unfällen absichern.
LTV-Direktorin Kis ging auch auf die Außenwirkung von Tourismus ein. Er sei mehr als eine wirtschaftliche Größe. «Er ist ein zentraler Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenhaltes und unserer internationalen Sichtbarkeit. Die Politik muss dies anerkennen und entschlossen handeln. Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit Sachsens langfristig sichern.»
Chemnitz erwartet als Kulturhauptstadt bis zu zwei Millionen Gäste
Im neuen Jahr blickt die Branche nicht zuletzt auf Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Dabei werden bis zu zwei Millionen Gäste erwartet. Leipzig hofft als Gastgeber des Internationalen Deutschen Turnfestes, erstmals die Zahl von vier Millionen Übernachtungen pro Jahr zu knacken. Auch Radfahrer sollen auf ihre Kosten kommen - eine Strecke querfeldein verbindet fortan die Wälder der Oberlausitz mit der Felsenwelt der Sächsischen Schweiz.
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