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Massiver Anstieg antisemitischer Vorfälle nach 7. Oktober

Ein Streifenwagen der Polizei steht mit eingeschaltetem Blaulicht auf der Straße. / Foto: Carsten Rehder/dpa
Ein Streifenwagen der Polizei steht mit eingeschaltetem Blaulicht auf der Straße. / Foto: Carsten Rehder/dpa

Beleidigungen, Bedrohungen, körperliche Angriffe: Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steigen auch in Sachsen die Zahlen antisemitischer Vorfälle drastisch.

Nach dem Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel ist auch in Sachsen die Zahl antisemitischer Vorfälle massiv angestiegen. Drei Viertel der im vergangenen Jahr registrierten Vorfälle habe sich nach dem 7. Oktober ereignet, teilten der Landesverband der Meldestelle Antisemitismus (Rias) und die Opferberatungsstelle OFEK Sachsen am Montag bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes mit. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 191 antisemitische Vorfälle dokumentiert worden - also drei bis vier pro Woche.

Marina Chernivsky, Geschäftsführerin von RIAS Sachsen und OFEK Sachsen, bezeichnete den 7. Oktober als tiefe Zäsur für Jüdinnen und Juden. In Sachsen wie auch in ganz Deutschland sei die Situation zusätzlich durch die politischen und sozialen Konstellationen und die sich häufenden Übergriffe erschwert. Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbands Sachsen der Jüdischen Gemeinden, sprach von einem Klima der Sorge, der Angst und der Verunsicherung und einem Gefühl der Schutzlosigkeit, weil bei Übergriffen nicht zwingend jemand aus dem Umfeld eingreife.

«Sehr stark ist dieses Bedrohungsgefühl bei den Kindern und Jugendlichen in den Schulen, und jetzt auch an den Hochschulen», betonte Goldenbogen. Laut Bericht wurden im vergangenen Jahr 13 Vorfälle in Bildungseinrichtungen dokumentiert - etwa wurde auf einer Leipziger Schultoilette die Parole «Wir müssen die Juden auslöschen» entdeckt.

Jüdinnen und Juden seien in sämtlichen Bereichen ihres alltäglichen Lebens mit Antisemitismus konfrontiert, vom öffentlichen Raum bis zum persönlichen Nahbereich, sagte Rias-Projektreferentin Charlotte Brandes. Somit müsse eine Abwägung zwischen der Sichtbarkeit der eigenen jüdischen Identität und der Sicherheit als Person passieren.

Haupttatort war laut Bericht der öffentliche Raum - zwei Drittel der Vorfälle (131) ereigneten sich auf offener Straße. Als Erscheinungsform wurde der israelbezogene Antisemitismus mit 101 Vorfällen mit Abstand am häufigsten dokumentiert.

Zu den dokumentierten Vorfällen zählen nach Angaben von Rias unter anderem Beleidigungen, Drohungen, gezielte Sachbeschädigungen, Schmierereien und in elf Fällen auch körperliche Angriffe. In einem Fall sei ein junger Mann ins Gesicht geschlagen worden, weil auf seiner Handyhülle eine Israel-Fahne zu sehen war.

Nach der Einrichtung der Rias-Meldestelle in Sachsen im Mai 2022 ist es der erste vollständige Jahresbericht für den Freistaat.

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