Eine 45-jährige Frau und ein 37-jähriger Mann haben am Dienstag vor dem Landgericht Hanau gestanden, von 2018 bis 2020 illegale Prostituierte aus China nach Deutschland eingeschleust und an private Bordelle in mehreren Bundesländern vermittelt zu haben. Die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt lautet auf gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern, Missbrauch von Ausweispapieren, Urkundenfälschung sowie Steuerhinterziehung.
«Die beiden Angeklagten haben sich dadurch eine andauernde Einnahmequelle geschaffen», so Staatsanwalt Jacob Bonavita. Die Höhe der hinterzogenen Einkommensteuer bezifferte der Ankläger auf rund 400 000 Euro. Das Duo habe mindestens 13 chinesische Staatsangehörige eingeschleust, ausgestattet mit falschen oder abgelaufenen polnischen oder spanischen Aufenthaltsgenehmigungen.
Teilweise seien auch verfälschte oder auf andere Personen ausgestellte Reisepässe verwendet worden. Die Frauen hätten anschließend in Terminwohnungen in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen gearbeitet und 50 Prozent der Einnahmen an das Duo abgeben müssen. Ein Großteil des Gewinns, der auf rund 1,1 Millionen Euro geschätzt wird, habe das Paar nach China transferiert, so die Anklage.
Die Frau, die einen deutschen Pass hat, und der Mann, der die chinesische Staatsangehörigkeit besitzt, legten am ersten Verhandlungstag über ihre Rechtsanwälte umfassende Geständnisse ab. Die 45-Jährige habe bereits früher für das Rotlichtmilieu gearbeitet, erklärte deren Verteidiger. «Sie war dort Telefonistin, weil sie sehr gut Deutsch spricht.» Dann habe sie den Entschluss gefasst, sich selbstständig zu machen. «Sie musste viel organisieren und viel telefonieren - und hat damit viel Geld gemacht. Meine Mandantin übernimmt dafür die volle Verantwortung», erklärte der Verteidiger. Der Prozess wird fortgesetzt.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH