Die Frage, wie Dresden den dringend notwendigen Neubau der Carolabrücke finanzieren kann, steht jetzt im Raum. Das Konzept von Oberbürgermeister Dirk Hilbert ist deutlich: Die Prioritäten der Stadt müssen angesichts der Haushaltslücke von 150 Millionen Euro neu gesetzt werden. Doch der aktuelle Kurs – Einsparungen in Bildung, höhere Kita-Gebühren und teurere Parktickets – belastet Familien und verschärft soziale Spannungen. Wäre es da nicht sinnvoller, jene stärker in die Verantwortung zu nehmen, die von einer stabilen und sicheren Infrastruktur profitieren? Die über 270.000 Autobesitzer der Stadt könnten genau hier eine Lösung bieten.
Warum nicht eine zielgerichtete, faire Abgabe einführen, die die Dresdner Autofahrer als Gemeinschaft direkt an den Kosten beteiligt? Wenn jeder Fahrzeughalter in Dresden über ein Jahr monatlich 27,50 Euro zweckgebunden für den Brückenneubau aufbringt, kämen rund 90 Millionen Euro zusammen. Damit wäre der Großteil der veranschlagten 100 Millionen Euro gesichert. Ein solches Modell wäre nicht nur sozial gerechter, sondern würde auch den drängenden Fragen des Stadtverkehrs eine passende Antwort geben: Es sind die Autos, die täglich durch Dresden fahren, die eine stabile Infrastruktur brauchen – und die somit auch zu ihrer Finanzierung beitragen sollten.
Klar, es wäre ein Novum und mag erst einmal auf Widerstand stoßen. Doch Dresden steht vor großen Herausforderungen, und Lösungen, die ausschließlich auf die Allgemeinheit und besonders auf Familien mit kleinen Kindern abwälzt werden, können langfristig nicht der Weg sein.
Der Vorschlag, wichtige Zukunftsprojekte wie die Sanierung des Fernsehturms und der Robotron-Kantine zurückzustellen, zeigt die Dringlichkeit. Die Sanierung dieser wichtigen historischen Orte für Dresden wird verschoben, und dennoch klafft die Finanzierungslücke weiter. Soll also der Neubau einer Brücke, die nicht nur Verkehrsströme lenkt, sondern auch ein Symbol der Verbundenheit im Stadtbild ist, von Eltern mit höheren Kita-Gebühren finanziert werden?
Die Carolabrücke ist ein wichtiger Teil Dresdens, den die Menschen und die Wirtschaft der Stadt brauchen. Aber dieses Infrastrukturprojekt darf nicht auf dem Rücken der Familien und der sozialen Angebote ausgetragen werden. Ein Schritt in die Verantwortung der Fahrzeughalter wäre eine faire und transparente Lösung, die Dresden einen Weg aus der Krise weisen könnte.
Einige werden argumentieren, dass auch Nutzer des ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger zur Finanzierung der Brücke herangezogen werden müssten. Doch der Ansatz, die Autofahrer in die Pflicht zu nehmen, trägt nicht nur den Hauptnutzern der Straßeninfrastruktur Rechnung, sondern eröffnet zugleich Chancen für die Verkehrswende. Eine zielgerichtete Abgabe für Autofahrer könnte Anreize schaffen, den öffentlichen Nahverkehr stärker zu nutzen, aufs Fahrrad umzusteigen oder vermehrt zu Fuß zu gehen – und so langfristig die Verkehrsbelastung und damit die Instandhaltungskosten für Straßen und Brücken zu senken. Eine Brückenfinanzierung, die sich auf die Autofahrer konzentriert, könnte so mehr als nur eine stabile Verkehrsverbindung schaffen: Sie wäre zugleich ein Impuls für eine nachhaltigere, weniger autozentrierte Mobilität in Dresden.