Die uralte alte Collmer Linde in der Gemeinde Wermsdorf (Nordsachsen) gehört ab jetzt zu den Nationalerbe-Bäumen in Deutschland. In diesen Kreis werden viele Hundert Jahre alte Bäume aufgenommen mit dem Ziel, sie so zu schützen und zu pflegen, dass sie mehr als 1000 Jahre alt werden können. Die Collmer Linde ist der bundesweit 21. Nationalerbe-Baum. Offiziell soll ihr der Titel in einer kleinen Zeremonie an diesem Samstag verliehen werden.
Die Nationalerbe-Bäume sind eine Initiative der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, gefördert von der Eva Mayr-Stihl Stiftung. Viele Bäume bekämen nicht die Chance, in Würde zu altern, sagte Kuratoriumsleiter Andreas Rohloff. Schuld daran sei die «deutsche Gründlichkeit»: Bäume würden aus Sicherheitsgründen oft zurückgestutzt. Sie müssten dann viel Energie aufbringen, um ihre Kronen wieder aufzubauen und würden dadurch das stolze Alter von 1000 gar nicht erreichen. Der Forstbotaniker Rohloff geht relativ sicher davon aus, dass bislang kein Baum in Deutschland 1000 Jahre alt ist.
Im Rahmen des Projektes sei ein Aufruf gestartet worden, sehr alte Bäume zu melden, sagte Rohloff. Die Bäume sollten mindestens 400 Jahre alt sein und einen Stammumfang von 400 Zentimeter haben. Das mit dem Alter sei allerdings so eine Sache. «In 98 Prozent der Fälle ist es nicht klar, wann ein Baum gepflanzt wurde», sagte Rohloff.
Auch die Collmer Linde, die häufig als 1000-jährig bezeichnet wird, sei vermutlich eher 800 Jahre alt. Sie steht neben einer Kirche auf dem Friedhof des Örtchens Collm. An der Sommerlinde könne man sehr schön sehen, wie der Baum gealtert sei. Sie bestehe etwa noch zur Hälfte aus ihrem ursprünglichen Stamm und zur anderen Hälfte aus neuen Trieben, die sie im Laufe ihres langen Lebens gebildet hat.
Im Rahmen der Initiative sei es gelungen, vier alte Bäume zu retten, die ohne Pflege wohl keine Zukunft mehr gehabt hätten, sagte Rohloff. Sein nächstes Ziel ist es, 50 Bäume im Nationalerbe zu vereinen.
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