«Warum bleibst du nicht lieber zu Bett, statt einen mit deiner schlechtenMorgenlaune unnötig aufzuregen», fragt der Komponist und Dirigent Robert Storch seine Ehefrau Christine in der turbulenten Oper «Intermezzo» von Richard Strauss. Viele Dialoge des Werkes, für das der Komponist selbst das Libretto schrieb, wirken auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung äußert lebensecht. Strauss musste es wissen, er gewährte mit seiner Oper Einblicke in sein eigenes Eheleben.
Die Semperoper Dresden preist «Intermezzo» als eines der faszinierendsten Werke der Opernliteratur des frühen 20. Jahrhunderts an. «Im Gegensatz zu den großen, mythischen Dramen aus Strauss' vorherigem Schaffen steht in diesem autobiografisch geprägten musikalischen Konversationsstück ein in seinem historischen Kontext modernes Ehedrama im Zentrum der Handlung», heißt es in der Einladung zur Premiere an diesem Freitag. Dann sollen auch zwei Urenkelinnen von Strauss und weitere Familienmitglieder anwesend sein.
Strauss brachte neun seiner 15 Opern in Dresden zur Uraufführung
Richard Strauss (1864-1949) pflegte zur Dresdner Oper und zur damaligen Hofkapelle ein enges Verhältnis. Unter den Generalmusikdirektoren Ernst von Schuch, Fritz Busch und Karl Böhm wurden hier 9 seiner 15 Opern uraufgeführt, darunter «Salome», «Elektra» und «Der Rosenkavalier». Strauss nannte Dresden ein «Dorado für Uraufführungen». Der Komponist widmete dem Orchester auch seine «Alpensinfonie». Bis heute genießt die Staatskapelle Dresden international einen Ruf als «Strauss-Orchester».
Mit der Mischung aus Humor, emotionaler Intimität und musikalischer Raffinesse nimmt «Intermezzo» eine Sonderstellung im Schaffen von Strauss ein. Nach der Arbeit an der «Frau ohne Schatten» habe sich Strauss nach einem durch und durch realistischen Sujet gesehnt, «wirkliche Menschen sollten die Bühne beleben», schreibt die Semperoper. «Was lag näher, als einen Vorfall aus dem eigenen turbulenten Eheleben dramatisch zuzuspitzen?» Das Ehedrama Storch oder Strauss soll nun aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
Regisseur hofft einen humorvollen Abend für das Publikum
Dafür hat die Sächsische Staatsoper den Berliner Filmemacher, Regisseur, Podcaster und Opernenthusiast Axel Ranisch engagiert. Er möchte die bürgerliche Komödie mit viel Humor nahebringen. Er hoffe darauf, dass das Publikum viel zu lachen habe. «Das ist mein Anspruch: Wenn nicht lachen, dann zumindest schmunzeln und sich an dem Eheleben berauschen». Es sei gut möglich, dass es beim Publikum der Semperoper ein hohes Identifikationspotenzial gebe.
Ranisch lobt das Libretto von Strauss in vollen Tönen: «Ich bewundere, wie er die Szenen baut. Sie kommen mir sehr entgegen, weil sie sehr filmisch sind – schnelle Schnitte, schnelle Szenenwechsel, die Szenen sind knackig und auf Punkt, haben wahnsinnig viele Wendepunkte. Es gibt keine einzige Szene, selbst die ganz kurzen, in der sich nichts dreht.» Es gebe in jeder Szene einen Plot Point, dafür könne man als Regisseur nur dankbar sein.
Mehrere Veranstaltungen runden Jubiläum der Uraufführung ab
Im «Intermezzo» Jahrgang 2024 interpretieren Maria Bengtsson und Christoph Pohl die Partien der vermeintlich betrogenen und betrügenden Ehepartner. Die musikalische Leitung hat der Österreicher Patrick Hahn, der sein Semperoper-Debüt gibt. Rund um den 100. Jahrestag der Uraufführung von «Intermezzo» können sich Strauss-Fans auch anderweitig mit dem Werk des Meisters befassen. Die Semperoper hat einen wahren Strauß an Veranstaltungen gebunden, darunter eine Ausstellung, eine Matinee und Gespräche.
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