Die Zahl der Touristen in Berlin zieht weiter an, das hohe Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie ist aber noch lange nicht erreicht. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) rechnet für das laufende Jahr jedoch fest mit einem erneuten Zuwachs. «Das Ziel ist ganz klar, 2024 die 30-Millionen-Übernachtungen-Marke zu knacken - und das schaffen wir auch», sagte sie am Freitag bei der Vorstellung der Tourismusbilanz für das vergangene Jahr. Der Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker, ist ähnlich optimistisch: «Wir erwarten Minimum eine Million mehr Besucher hier in der Stadt.»
Kieker hofft unter anderem auf Events wie die Fußballeuropameisterschaft. In Berlin werden im Sommer fünf Spiele und das Finale ausgetragen. Es gibt in diesem Jahr außerdem den 50. Berlin-Marathon, im November steht der 35. Jahrestag des Mauerfalls an. All das dürfte für viele ein Anlass für einen Berlinbesuch sein.
Im vergangenen Jahr kamen 12,1 Millionen Gäste (plus 16 Prozent) in die Hauptstadt und sorgten für 29,6 Millionen Übernachtungen (plus 12 Prozent), wie aus der Bilanz des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht, die Giffey und Kieker präsentierten. Im Jahr 2022 waren es 10,4 Millionen Gäste und 26,5 Millionen Übernachtungen.
Allerdings lag die Zahl der Übernachtungen im Rekordjahr 2019 vor Beginn der Pandemie mit 34,1 Millionen noch deutlich höher. Immerhin stieg der Anteil der internationalen Übernachtungen im vergangenen Jahr erstmals seit 2019 wieder auf über 40 Prozent. Gerade Gäste aus Übersee und aus dem europäischen Ausland waren nach der Pandemie zunächst nur zögerlich zurückgekommen.
Nach wie vor kommt der Großteil der Berlin-Gäste (59,7 Prozent) aus Deutschland - insgesamt waren es 17.668 000. Bei den Besuchern aus dem Ausland liegt Großbritannien mit 1,3 Millionen Übernachtungen auf Platz eins, gefolgt von den USA mit 1,2 Millionen, den Niederlanden mit 843.000 und Spanien mit 642.500 Übernachtungen.
Die gute Entwicklung bei den Touristenzahlen aus Großbritannien mit einem Plus von gut 35 Prozent liege insbesondere daran, dass es eine deutliche Verbesserung bei den Flugverbindungen gegeben habe, sagte Kieker. Gerade hier sehen er und Giffey noch erheblichen Handlungsbedarf.
Weiteres Wachstum sei ohne weitere Flugverbindungen kaum möglich. Aus Sicht der Wirtschaftssenatorin ist das ein «Top-Arbeitsschwerpunkt» für den Tourismus in Berlin. Berlin und die östlichen Bundesländer seien in Bezug auf den Flugverkehr im Vergleich zum Westen Deutschlands noch immer im Nachteil.
Visit Berlin und der Hauptstadtflughafen BER seien in intensiven Gesprächen mit den Fluggesellschaften, sagte Kieker. Es sei notwendig, sowohl an weiteren Langstreckenflügen zu arbeiten als auch das Mittelstreckenangebot wieder zu verstärken. Einige andere Städte wie Barcelona und Amsterdam seien touristisch aufgrund des besseren Flugangebots schneller als Berlin aus der Corona-Krise gekommen.
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