Sachsens Imker beklagen zum Start in den Frühling erhebliche Verluste bei ihren Bienen. «Viele Völker sind relativ schwach aus dem Winter gekommen», sagte der Vorsitzende des Landesverbands Sächsischer Imker, Michael Hardt, der Deutschen Presse-Agentur. Und etliche Völker seien ganz gestorben. Er schätze die Verluste auf 30 bis 50 Prozent, manche Imker hätten sogar alle Völker eingebüßt.
Den Hauptgrund sieht Hardt in der Varroa-Milbe. Mit diesem Schädling haben hiesige Imker seit Jahrzehnten zu kämpfen. Der zeitige Brutbeginn der Bienen voriges Jahr habe auch den Milben gute Bedingungen geboten, um sich zu vermehren. Die hohe Milbenbelastung habe die Völker geschwächt. Gerade im Gebirge habe es auch Probleme mit sogenanntem Melizitosehonig gegeben, auch Zementhonig genannt. Der wird sehr hart in den Waben und die Bienen können ihn im Winter kaum als Futter auflösen.
«Der Markt wird überschwemmt von Importhonig.»
Dass Honig nun knapp wird, sieht Hardt nicht: «Der Markt wird überschwemmt von Importhonig.» Imker, die ihre Imkerei als Haupt- oder Nebenerwerb betreiben, hätten zuletzt kaum Großhändler gefunden, die ihnen Honig abnehmen. Wer jedoch Wert auf Honig aus der Region lege, könnte wegen der Völkerverluste bei seinem Stammimker vorerst leer ausgehen. Doch seien viele Imker in Sachsen über die Vereine gut vernetzt und könnten bei Bedarf über Vereinskollegen aushelfen, erklärte der Fachmann.
Allerdings könnte heimischer Honig perspektivisch teurer werden. Das liegt laut Hardt weniger an den Völkerverlusten, sondern vielmehr an der allgemeinen Preisentwicklung, die auch die Arbeit der Imker verteuere. Als Beispiele nannte er die Kosten fürs Winterfutter, die deutlich gestiegen seien, und höhere Fahrtkosten. 7,50 Euro für ein 500-Gramm-Glas Honig sieht er für Sachsen inzwischen als Untergrenze.
Krokus & Co bietet Bienen erste Nahrung
Die Imkerei hatte in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. Zwar gebe es weiterhin neue Interessenten, die in die Bienenhaltung einsteigen, erklärte Hardt. Ihre Zahl sei aber nicht mehr so groß wie vor einigen Jahren. Dem stünden Abgänge etwa aus Altersgründen gegenüber. Laut Tierseuchenkasse waren zuletzt knapp 9.500 Imker in Sachsen gemeldet mit 69.200 Bienenvölkern (2023). Zum Vergleich: 2015 waren es weniger als 5.500 Imker mit knapp 46.400 Völkern. Nicht alle sind in Vereinen organisiert.
Aktuell finden die Bienen Nahrung an Krokussen, Weiden und Sträuchern wie der Kornelkirsche. Sie leben aber auch noch von den Futterreserven im Stock. Hardt setzt darauf, dass die Verluste an Völkern wieder aufgeholt werden können. In den Völkern gebe es bereits neue Brut, ab Ende April beginne die Schwarm-Saison. Natürlicherweise vermehren sich Bienenvölker, in dem ein Teil des Volkes mit der alten Königin ausschwärmt, während sich der andere Teil eine neue Königin heranzieht. Mit einigen Kniffen können sich Imker dies gezielt zunutze machen, um neue Völker aufzubauen.
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