Die Suche nach unrechtmäßig in kleinere Museen gelangten Objekten in Sachsen bleibt vor allem jenseits der Zentren schwierig, trotz aller Bemühungen. Obwohl das Personal und die fachliche Expertise dort fehlten, hätten viele Einrichtungen in der Vergangenheit «aus eigener Kraft» Dinge identifiziert, die zwischen 1945 und 1949 oder danach in ihre Bestände gelangten, sagte die Direktorin der Landesstelle für Museumswesen, Katja Margarethe Mieth, am Internationalen Tag der Provenienzforschung der Deutschen Presse-Agentur in Dresden.
Das «Erstcheck»-Angebot des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg, mit dem sich kleinere Museen oder Bibliotheken kostenlos einen groben Überblick über ihren Bestand verschaffen können, wird noch kaum genutzt im Freistaat. Nach Angaben des Zentrums, dem national und international zentralen Ansprechpartner zu unrechtmäßigen Entziehungen von Kulturgut, gab es einen «Erstcheck» aus Sachsen, zudem werden drei Projekte an Museen gefördert - eines steht kurz vor dem Abschluss.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) waren Vorreiter bei der Herkunftsrecherche mit dem vom Land finanzierten «Daphne»-Projekt. Aber auch in den Kunstmuseen in Leipzig und Chemnitz ist viel passiert, wie Gilbert Lupfer, Vorstand des Magdeburger Zentrums, sagte. Bei den kleineren nicht staatlichen Museen in der Fläche gibt es Probleme und Hindernisse. Die Offenheit für das sensible Thema generell ist laut Mieth aber auch bei Trägern gewachsen.
Die erfahrenen Provenienzforscher des «Daphne-Projekts beraten und unterstützen seit geraumer Zeit Einrichtungen in der Fläche. Bisher interessierten sich geschätzt 20 bis 30 von selbst für einen Erstcheck, sagte Thomas Rudert vom SKD-Beratungsteam, andere würden angesprochen. «Wir werben intensiv dafür und bieten ein Rundum-Sorglos-Paket an.» Die Forscher schreiben die Anträge, besuchen die Einrichtungen, besorgen Rechercheure, wickeln die gesamte Verwaltung ab und am Ende das Projekt selbst.
Parallel sondiert Ruderts Team in Regionen mit besonders hoher Verfolgungsintensität im Nationalsozialismus in der Annahme, dass mit höherer Wahrscheinlichkeit kleine Museen dort solche Dinge haben. «Das ist ein bisschen wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen», sagte er. Einrichtungen und Träger würden sich dem Thema langsam öffnen, bei weiter schwierigen Bedingungen. «Es ist anders als noch vor zehn Jahren.»
Angesichts der bisher eher verhaltenen Resonanz gegenüber der Aufgabe forderte Mieth, die am Jahresende auslaufende, mit einer festen Stelle verbundene Kooperation zu verlängern. Kleine Museen könnten diese wichtige Aufgabe nicht nebenbei erfüllen. Mieth verwies zudem auf Sorgen vor den Folgen einer Herkunftsrecherche in ihren Beständen sowie Verlustängste. Sie fürchteten Rufschädigung des Museums oder ihnen verbundenen Sammlern. Es brauche Aufklärung und Motivation, sich mit dem sensiblen Thema zu beschäftigen.
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