Zwischen Honecker-Lounge, «Dirty Dancing» und Berlinale: Das Kino International war einst das wichtigste Premierenkino der DDR, gehört fest zu den Spielstätten der Berlinale und ist auch für seine markante Architektur bei Filmfans und Touristen bekannt. Im November wird das 1963 errichtete Haus an der Karl-Marx-Allee nun 60 Jahre alt.
Das denkmalgeschützte Gebäude der Nachkriegsmoderne kann dabei mit der ein oder anderen ungewöhnlichen Anekdote auf die Geschichte der DDR zurückblicken - und deren Ende. Denn während die Zuschauer am 9. November 1989 «Coming Out» sehen - eine schwule Liebesgeschichte und damit der erste Film in der DDR mit homosexueller Thematik - fällt die Mauer. Für das Kino also ein doppelt denkwürdiger Abend.
Neben vorwiegend Produktionen der DDR-Filmgesellschaft Defa zeigte das Kino aber auch ausgewählte westliche Filme, zum Beispiel 1987 den Tanzfilm-Klassiker «Dirty Dancing». Es sollte ein repräsentatives Gebäude sein, wie Thore Horch aus dem Eventbereich des Kino International sagt.
Generalsanierung ab Frühjahr 2024
So wurden Filmpremieren etwa regelmäßig in Anwesenheit der Staatsführung gezeigt, die dort sogar einen eigenen Repräsentationsraum für Gäste hatte. Oft genutzt wurde die fensterlose «Honecker-Lounge», wie sie heute genannt wird, wohl aber nicht, wie Horch erklärt. Im Gebäude waren daneben eine Bibliothek und ein Jugendclub untergebracht. Auch ein Bunker wurde gebaut.
1992 übernahm die Yorck Kinogruppe dann das Kino. Durch eine riesige Fensterfront in der Panorama-Bar im ersten Stock schauen Besucher auf das gegenüberliegende Café Moskau und die Karl-Marx-Allee.
Wegen einer Generalsanierung wird das Haus im nächsten April für voraussichtlich rund 15 Monate geschlossen, wie die Yorck-Kinos mitteilten. Unter anderem stehe eine technische Sanierung an. Mit einem Jubiläumsprogramm, das unter anderem eine Jubiläumsfeier an diesem Freitag mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und einen Tag der offenen Tür umfasst, soll der runde Jahrestag des Kinos gefeiert werden.
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