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Streifzug durch 800 Jahre Steinkohlebergbau - Museum öffnet

Am Wochenende wird das Bergbaumuseum nach jahrelanger Sanierung und Modernisierung wiedereröffnet.  / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Am Wochenende wird das Bergbaumuseum nach jahrelanger Sanierung und Modernisierung wiedereröffnet. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die Wiedereröffnung des Bergbaumuseums Oelsnitz wurde mehrmals verschoben. Doch nun erwartet die Besucher eine Reise durch 800 Jahre Steinkohlebergbau in Sachsen.

Von der historischen Dampfmaschine bis zum markanten Förderturm: Das Bergbaumuseum in Oelsnitz/Erzgebirge weiß seit jeher mit authentischen Zeitzeugnissen des Steinkohlebergbaus zu beeindrucken. Der lieferte einst die Energie für den rasanten wirtschaftlichen Aufstieg Sachsens im Zeitalter der Industrialisierung, reicht aber viel weiter zurück. Doch es sind die Menschen und ihre Biografien, die in der neuen Ausstellung dem Bergbau von einst ein besonderes Gesicht geben. 

Neben berühmten Persönlichkeiten wie Georgius Agricola und Carl von Carlowitz zählt dazu Jutta Knittel. Sie kam 1947 als Vertriebene aus Breslau nach Sachsen und studierte später in Freiberg. Knittel gilt laut Museum als erste Markscheiderin Deutschlands. Oder der Feinmechaniker Carl Wolf aus Zwickau, der eine Benzin-Sicherheitslampe für den Bergbau entwickelte - der Grundstein für den Aufstieg des Unternehmens Friemann & Wolf zu einem weltweit gefragten Unternehmen. Oder Dorothea Sarfert, die als zehnfache Mutter nach dem Tod ihres Mannes erfolgreich dessen Bergbauunternehmen fortführte. 

Ausstellung zu 800 Jahre Steinkohlebergbau

Bei der Präsentation schöpft das Museum aus seinem Personenarchiv, dass laut Museumsleiter Jan Färber inzwischen auf Biografien von rund 2.000 Männern und Frauen angewachsen ist. Zudem versteht es sich auch als Gedenk- und Erinnerungsort für jene Bergleute, die ihre Arbeit mit dem Leben bezahlt haben. Dazu seien bisher 2.930 Namen recherchiert worden. An sie wird in einem eigenen Raum in der neuen Ausstellung erinnert. 

Das Museum war 1986 im denkmalgeschützten Gebäude des früheren Bergwerks eingerichtet worden. Das Bergwerk war im 19. Jahrhundert entstanden, bis in die 1970er Jahre wurde hier Kohle aus der Tiefe geholt. Zeitweise bot es laut Färber bis zu 9.000 Menschen gleichzeitig Arbeit - von der Köchin bis zum Bergmann. 2019 war das Museum dann für eine Generalsanierung geschlossen worden. Die Wiedereröffnung musste mehrfach verschoben werden, auch die Kosten sind von anfangs rund 18 Millionen Euro auf inzwischen 30 Millionen Euro gestiegen. Begründet wurde das mit gestiegenen Baupreisen und Problemen mit der historischen Bausubstanz. 

Die neue Schau, die am Sonnabend (18. Januar) feierlich eröffnet wird, bietet einen anschaulichen Streifzug durch 800 Jahre Steinkohlebergbau in Sachsen. Dabei beleuchtet sie auch die Entstehung der Kohle ausgehend von Urwäldern vor 300 Millionen Jahren. Gezeigt wird ebenfalls, wie der Bergbau das Leben und die Kultur der Menschen beeinflusst hat. Dazu wurde etwa eine Bergarbeiterkneipe nachgebaut. Auch die Hängebank - einst Umschlagplatz der geförderten Kohle - kann besichtigt werden. Im Frühjahr soll dann auch der historische Förderturm wieder begehbar sein. 

Kohlebrände lassen exotische Früchte gedeihen

Und die Schau wartet auch mit Kuriosem auf. So gediehen im Steinkohlerevier einst tropische Früchte wie Ananas, Melonen und Bananen. Die Menschen in der Region Zwickau hätten im Dreißigjährigen Krieg ihr Hab und Gut vor schwedischen Soldaten in Steinkohleschächten versteckt, erläutert Färber. Die Soldaten legten daraufhin Feuer, sodass die Kohle unter der Erde in Brand geriet. «Die Erdbrände haben mehrere Jahrhunderte gedauert.» 

1837 kam dann ein findiger Mann auf die Idee, die Wärme der Schwelbrände zu nutzen. Er legte auf der Fläche darüber eine Gärtnerei an. Denn selbst im Winter sei die Temperatur nie unter 5 Grad gefallen, sodass exotische Pflanzen gedeihen konnten. «Das war so eine Sensation, dass die Leipziger Bevölkerung Wochenendausflüge dorthin gemacht hat», erklärt Färber. Der Naturforscher Alexander von Humboldt sei ebenfalls für wissenschaftliche Studien angereist.

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