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Frostschäden bedrohen Sachsens Mostereien

Der Frost im Frühjahr hat für die Mostereien zu enormen Ausfällen beim Obst geführt. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Der Frost im Frühjahr hat für die Mostereien zu enormen Ausfällen beim Obst geführt. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Sachsens Mostereien leiden unter großflächigen Frostschäden im Frühjahr, die zu einem Totalausfall vieler Früchte führen. Preissteigerungen und existenzbedrohende Lage drohen.

Die Saftpressen stehen bereit, aber die Früchte fehlen: Nach großflächigen Frostschäden im Frühjahr blicken Sachsens Mostereien sorgenvoll auf die bald beginnende Hauptsaison. Im Streuobstbereich habe es «quasi einen Totalausfall» gegeben, sagt Andreas Mehlhorn, Vorsitzender des Fruchtsaftverbandes Sachsen. Der Frost habe so gut wie alles dahingerafft – Äpfel, Birnen, Quitten, aber auch Sauerkirschen und Beeren.

«Traditionell beziehen wir den größten Teil unserer Früchte aus den Gärten der Leute.» Dort habe der späte Kälteeinbruch im Frühjahr besonders zugeschlagen, so Mehlhorn, der auch Geschäftsführer der Fruchtsaftkelterei Mehlhorn in Langenbernsdorf (Landkreis Zwickau) ist. «Die Keltereien werden nur das verarbeiten können, was in der Blütezeit nicht erfroren ist.»

Im langjährigen Schnitt würden Sachsens Keltereien etwa 6.000 Tonnen Streuobst pro Saison verwerten. Schon vergangenes Jahr war mit 4.500 Tonnen eher schwach. Optimale Erntejahre lägen laut Mehlhorn bei bis zu 10.000 Tonnen. «Dieses Jahr erwarten wir einen Ausfall von neunzig bis einhundert Prozent.» Keltern und Mosten sind zwei Begriffe, die meist synonym verwendet werden.

Preissteigerungen bei fast allen Obstsorten erwartet 

Bei fast allen Obstsorten werde es im Fruchtsaftbereich zu einer Preissteigerung kommen, vermutet Mehlhorn. Die habe bei der Sauerkirsche nach der aktuellen Ernte zwischen 80 und zum Teil 100 Prozent gelegen. «Aber nicht nur bei heimischen Früchten ist die Situation prekär.» Klimatische Veränderungen und schlechtere Orangenernten in Brasilien hätten auch dort zu einer Preisexplosion geführt. In den letzten anderthalb Jahren sei Orangensaft um 150 Prozent teurer geworden. «Diese Entwicklungen kommen langsam am Fruchtsaftregal und beim Endverbraucher an.»

Auch in der Vergangenheit hätten die Keltereien mit Ernteausfällen zurechtkommen müssen, sagt Jens Guhr von der Kelterei Schöne, die in Dresden die Hellerauer Fruchtsäfte herstellt. «Aber das betraf meist nur eine Obstsorte. An einen solchen Kahlschlag durch einen späten Frost kann ich mich nicht erinnern.» Sonst hätte etwa ein schlechtes Apfeljahr durch eine gute Quittenernte kompensiert werden können, nennt der Geschäftsführer ein Beispiel. «Die Verarbeitung der Beerenfrüchte ist schon abgeschlossen und hat gezeigt, wie deprimierend die Lage ist.» Das betraf die Sauerkirschen und Schwarzen Johannisbeeren. Obst musste teuer aus anderen Regionen zugekauft werden.

Lage könnte für Betriebe existenzbedrohend werden

Ähnliches, inklusive Preissteigerung, erwartet Guhr auch für die Apfelsaft-Saison, die traditionell Ende August losgeht und das Hauptgeschäft der Hellerauer Fruchtsäfte ist. «Es gibt wenig Nachfragen oder Anmeldungen von Privatkunden, es ist auffallend ruhig.» Normalerweise verarbeitet die Kelterei Obst für Privatkunden zu Saft, gleichzeitig stellt sie Produkte von regionalen Obstbauern für den Handel und die Gastronomie her. «Es ist ein bedrohliches Jahr, das für alle Keltereien existenzbedrohend werden könnte. Eigentlich notwendige Investitionen dürften gestrichen sein», so Guhr. In anderen Jahren stellte die Kelterei Schöne aus 250 Tonnen Obst Saft aller Art her.

Auch bei der Kelterei Mylau in Reichenbach im Vogtland rechnet der Vorsitzende Bernd Beer mit einem Einbruch der diesjährigen Apfelsaison um bis zu 90 Prozent. «Wir sind eine Lohnmosterei und auf eine gute Apfelernte unserer Kunden angewiesen.» 1.500 Tonnen Äpfel werden sonst verarbeitet. «In diesem Jahr wird nicht viel zusammenkommen, das müssen wir irgendwie wegstecken.»

Die Stimmung allerorts in den rund 30 Keltereien im Freistaat sei angespannt, stellt Verbandschef Mehlhorn fest. «Allerdings nicht nur wegen der Rohwarenpreise. Die Kosten für Energie sind eine Belastung.» Auch die Preise für alle anderen Betriebsmittel hätten sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich stark nach oben entwickelt.

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