Mit Fahnen, Bannern und Plakaten zeigten am Samstag tausende Menschen in der Dresdner Altstadt Gesicht gegen rechts. «Heute stehen wir hier zusammen, um das zu verteidigen, was uns ausmacht und verbindet - gegen jedes Fremdheitsgefühl: Wir sind gleich, weil wir alle Menschenkinder sind», sagte der Bischof der evangelischen Landeskirche, Tobias Bilz. Zu der Großkundgebung unter dem Motto «Wir sind die Brandmauer» gegen Hass und Hetze hatten über 200 Organisationen, Institutionen und Initiativen aus Sachsen aufgerufen. «Wir sind 30.000 heute gewesen», sagte eine Sprecherin des Bündnisses. Von der Polizei gab es keine konkreten Angaben zur Teilnehmerzahl.
«Es ist toll, dass wir in diesen Wochen überall in Deutschland klare Kante zeigen», sagte Sänger Johannes Strate von der Hamburger Band Revolverheld, die das Programm auf der Bühne eröffnete. Die Band gab auch den Slogan des Tages vor: «Wir zusammen gegen den Faschismus». In der Menge waren viele Familien. Auf teils selbst gefertigten Schildern stand «Bunt statt Braun» oder «Popel gegen Nazis».
«Wir haben gleiche Würde und gleiche Rechte», betonte Bischof Bilz. «Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Glaubens oder ihrer sozialen Zugehörigkeit zu entwerten.» Angesichts der Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung seien die Christen aufgefordert, das Wort zu ergreifen und sich nicht ins Private zurückzuziehen.
Der AfD seine Stimme zu geben, «bedeute, Rechtsextreme und Rassisten wieder salonfähig zu machen», warnte ein Vertreter der Jüdischen Gemeinden unter Verweis auf die Geschichte. Es brauche den massenhaften Widerstand der Zivilgesellschaft, damit sich die Untaten des Nationalsozialismus nie wiederholten.
Die Organisatoren sprachen in einer Bilanz von einem «starken Zeichen gegen Rechtsruck und Rechtsextremismus und für Demokratie» aus Dresden. «Von allen demokratischen Parteien fordern wir, sich klar von der AfD abzugrenzen und in keiner Weise mit ihr zu kooperieren.» Brandmauer bedeute auch, sich der AfD und ihren Inhalten nicht anzunähern. «Auf Rechtsruck mit Rechtsruck antworten ist keine Lösung!»
Auf dem prominenten Platz der Altstadt hatte sich jahrelang die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung versammelt. Am vorletzten Januar-Wochenende waren dort bis zu 40.000 Menschen unter dem Slogan «Zusammen gegen Rechts» auf die Straße gegangen. Ebenso in Leipzig und Chemnitz sowie kleineren sächsischen Städten kam es damals und seitdem immer wieder zu Kundgebungen.
Auch am Sonntag demonstrierten Hunderte an mehreren Orten des Freistaates. In Freiberg folgten nach Polizeiangaben etwa 600 Menschen dem Aufruf eines Bündnisses, in Aue-Bad Schlema rund 500. Dort gab es auch Gegenprotest - es sei aber friedlich geblieben, hieß es aus dem Lagezentrum in Chemnitz. Dazu kamen Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt in Dippoldiswalde, Eilenburg, Schkeuditz und Grimma. «Es kommt jetzt auf jeden Einzelnen und jede Einzelne an, sich dem rechten Treiben entgegenzustellen und für demokratische Grundrechte auf die Straße zu gehen», sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Sachsen, Markus Schlimbach, laut Mitteilung.
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