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Todesfälle durch Alkohol - Hunderte Babys erleiden Schäden

Petra Köpping (SPD), Sozialministerin in Sachsen. / Foto: Bodo Schackow/dpa
Petra Köpping (SPD), Sozialministerin in Sachsen. / Foto: Bodo Schackow/dpa

Die Zahl der Todesfälle durch Alkohol in Sachsen steigt stetig an, besonders problematisch ist der Schwangerschaftsalkoholkonsum. Der Cannabiskonsum in der Bevölkerung nimmt ebenfalls zu.

Die Zahl der Todesfälle durch Alkohol ist in den vergangenen Jahren in Sachsen stetig gestiegen. 2017 starben 1009 Männer und Frauen infolge von Alkoholkonsum, bis 2021 erhöhte sich die Zahl auf 1149. Das geht aus dem neuen Drogen- und Suchtbericht der Landesregierung hervor. Er wurde am Dienstag in Auerbach im Vogtland vorgestellt. Alkohol bleibt demnach hierzulande Suchtproblem Nummer eins. Dem Bericht zufolge war zuletzt bei etwa 420.000 Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren der Alkoholkonsum riskant. Das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Besonders fatal ist es Experten zufolge, wenn Frauen während der Schwangerschaft zur Flasche greifen.

Rauschtrinken und riskanter Konsum sei auch unter Frauen in Sachsen weit verbreitet, heißt es in dem Bericht. Während der Schwangerschaft kann dies die Entwicklung ungeborener Kinder beeinflussen und zu lebenslangen Schäden und Verhaltensauffälligkeiten führen. Fachleute sprechen von Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD). Dies sei die häufigste Ursache für eine angeborene, lebenslange Behinderung. Berechnungen zufolge werden im Freistaat jedes Jahr 500 bis 600 Kinder mit FASD geboren. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) bezeichnete diese Zahlen als «besonders tragisch».

Cannabiskonsum gestiegen

Bei anderen Suchtmitteln zeigen sich unterschiedliche Trends. Während immer weniger Menschen in Sachsen zur Zigarette greifen, ist der Konsum von Cannabis über einen längeren Zeitraum gestiegen. 2009 rauchte von den 18- bis 59-Jährigen noch mehr als jeder dritte Mann (36,5 Prozent) und fast jede vierte Frau (23,3 Prozent) Tabak. Bis 2021 sank der Anteil dem Bericht zufolge auf 24,5 und 15,0 Prozent. Im selben Zeitraum hat der Konsum von Cannabis zugenommen: bei Männern von 4,7 auf 9,5 Prozent, bei Frauen von 3,8 auf 5,3 Prozent. Insgesamt haben fast 3 von 10 Sachsen schon einmal Cannabis probiert, bei rund 41.000 Menschen sprechen die Experten von einem problematischen Cannabiskonsum.

Mit Blick auf die zum 1. April geplante kontrollierte Freigabe von Cannabis will Sachsen über den Bundesrat auf die Bremse treten. Dazu werde im Gesundheitsausschuss ein Antrag eingebracht, sagte Köpping in Auerbach. «Cannabis ist und bleibt eine gefährliche Droge.» Das gelte besonders mit Blick auf Kinder und Jugendliche.

Daher müsse noch einmal über die erlaubte Menge nachgedacht werden ebenso wie über die Abstände zu Kinder- und Jugendeinrichtungen. Auch brauche es einen längeren Zeitraum zur Vorbereitung auf die Teillegalisierung, um mehr Beratungsangebote aufzubauen. Die Zeit bis zum 1. April sei dafür zu kurz. Aus ihrer Sicht sollte die Freigabe nicht mehr in diesem Jahr erfolgen, sagte Köpping. Das generelle Ziel einer Entkriminalisierung des Cannabiskonsums trage sie aber mit.

Der Anstieg des Cannabiskonsums vor allem unter jungen Menschen zeige das Scheitern der bisherigen Verbotspolitik, erklärte die drogenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, Petra Čagalj Sejdi. «Die Legalisierung stellt einen wichtigen Schritt hin zu einer realitätstauglichen, fortschrittlichen und menschlichen Drogenpolitik dar, die den Gesundheits-, Jugend- und Verbraucherschutz in den Vordergrund rückt und den Schwarzmarkt eindämmt.»

Köpping: Sucht kann überall auftreten

Einen Anstieg beobachten die Experten auch mit Blick auf exzessiver Mediennutzung. Die Fallzahlen hierzu in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen habe sich seit 2018 etwa verdoppelt auf zuletzt 145 im Jahr 2021. Studien zufolge habe sich auch die Corona-Pandemie auf den Konsum von Medien sowie Suchtmitteln ausgewirkt. So hätten junge Erwachsene wegen der zeitweisen Schließung von Restaurants und Vergnügungsstätten seltener zu Alkohol gegriffen, dafür aber häufiger zu Tabak und Cannabis. Während der soziale Anlass zum Trinken gefehlt habe, seien Zigaretten und Joints genutzt worden, um gegen Langeweile und Einsamkeit zu kämpfen sowie zum Stressabbau. Auch habe wegen eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten der Medienkonsum zugenommen.

Der Bericht zeige, dass problematischer und abhängiger Konsum kein Problem nur von Randgruppen, sondern der gesamten Gesellschaft sei, sagte Köpping. «Ob in der Schule oder im Betrieb, ob in der Familie oder im Verein - Sucht kann überall auftreten.» Daher müssten Prävention und Angebote der Suchthilfe weiterentwickelt werden. Ihren Angaben zufolge gibt es in Sachsen landesweit 47 Stellen zur Suchtberatung und -behandlung.

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