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Psychologin: Erfolge der AfD sind kein Selbstläufer

Das Parteilogo ist beim AfD-Bundesparteitag in der Magdeburger Messe zu sehen. / Foto: Carsten Koall/dpa/Archivbild
Das Parteilogo ist beim AfD-Bundesparteitag in der Magdeburger Messe zu sehen. / Foto: Carsten Koall/dpa/Archivbild

Die AfD feiert bundesweit Erfolge. Ihre Entwicklung zu einer rechtsextremen Partei schreckt nach Ansicht von Forschern ihre Wähler nicht ab. Dennoch sind die anderen Parteien nicht hilflos.

Die großen Parteien in Deutschland stehen nach Ansicht der Leipziger Psychologin Fiona Kalkstein dem Erstarken der AfD nicht machtlos gegenüber. «Die AfD ist kein Selbstläufer. Man sollte sich nicht an ihre Erfolge gewöhnen und meinen, es ließe sich nichts dagegen tun», sagt die Wissenschaftlerin der Universität Leipzig im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Als Beispiel nannte sie Sozialmaßnahmen. Gerade in Ostdeutschland gebe es nach wie vor spezielle Bedingungen. «Der Osten ist noch immer strukturschwach, Krisen gehen hier mehr an die Substanz als im Westen. Das macht Menschen für autoritäre Verhältnisse anfällig.» Diese Bedingungen würden aber jetzt mehr und mehr auch im Westen Realität.

Nach den Landesverbänden der AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt war in der vergangenen Woche auch die Partei in Sachsen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft worden. Die Entwicklung der Partei schrecke die Wähler aber nicht ab, sagte Kalkstein, die als stellvertretende Direktorin am Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Universität Leipzig vor allem zu demokratiefeindlichen Einstellungen forscht. «Je rechtsextremer die AfD geworden ist, umso erfolgreicher wurde sie. Wir haben überhaupt keinen Abschreckungseffekt, eher das Gegenteil. Man könnte fast sagen: Der Rechtsextremismus ist für die AfD ein Erfolgsrezept.»

Kalkstein zufolge zeigt die aktuelle Autoritarismus-Studie der Uni Leipzig auch, dass die AfD-Wähler häufig weniger rechtsextrem eingestellt sind als die AfD selbst. «Es gibt unterschiedliche Motive, diese Partei zu wählen. Es muss keine hundertprozentige ideologische Übereinstimmung geben.» Inzwischen sei die AfD kein spezielles ostdeutsches Thema mehr, in Bayern sei sie bei den Landtagswahlen drittstärkste Kraft geworden, in Hessen auf Platz zwei gelandet. «Im Osten hat sie aber die größten Erfolge.»

Von einer Trotzreaktion der Ostdeutschen will Kalkstein nicht sprechen. Eine solche Formulierung würde Wählerinnen und Wähler nicht ernst nehmen. Allerdings sei in den ostdeutschen Ländern schon in den 90er Jahren viel versäumt worden - als sich damals rechte Strukturen entwickelten. «Man hat versäumt, frühzeitig etwas dagegen zu tun. Die Leute hier sind nicht plötzlich rechtsextrem geworden, das Problem besteht seit drei Jahrzehnten. Erst seit einigen Jahren ist das ein gesellschaftliches Thema. Man hat den Menschen Zeit gegeben, Rechts als Normalität zu akzeptieren. Jetzt steht man vor einem Scherbenhaufen.»

Fiona Kalkstein hofft, dass die Erfolge der AfD nicht zur Normalität werden. Es gelte der Entwicklung etwas entgegenzusetzen. «Es gibt Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, woran es liegt. Man muss gerade an die strukturellen und sozialen Ursachen ran. Die Entschlossenheit dazu vermisse ich noch.» Es bringe nichts, Themen der AfD zu kopieren. Gewöhnlich werde eher das Original gewählt. Wenn die AfD mit demokratischen Konventionen breche, müssten die anderen Parteien das auch klar machen. «Eine demokratische Partei sein und demokratisch gewählt werden sind zwei verschiedene Dinge.»

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