Die Aufstellung der ersten Kandidaten für die Europawahl hat sich bei der AfD am Samstag zäh gestaltet. Nach einer recht zügigen Bestimmung der ersten drei Plätze zog sich die Besetzung von Listenplatz vier am Abend auf der Europawahlversammlung in Magdeburg über knapp drei Stunden hin. In vier Wahlgängen gelang es zunächst nicht, den Platz zu besetzen. Keiner der sechs vorgeschlagenen Kandidaten konnte mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinen. Auch in zwei Stichwahlen gelang dies nicht.
Kompliziert wurde es, weil zunächst zwei Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen gegeneinander angetreten waren: der Europaabgeordnete Guido Reil und der Landtagsabgeordnete Christian Blex. Blex war 2022 mit anderen AfD-Politikern nach Russland gereist. Nach scharfer Kritik hatte die Gruppe ihre Reise abgebrochen und auf den ursprünglich geplanten Besuch des von Russland besetzten Donbass im Osten der Ukraine verzichtet. Weder Reil noch Blex erreichte die notwendige Mehrheit.
Im fünften Anlauf wurde die Europaabgeordnete Christine Anderson gewählt. Sie erhielt 83,8 Prozent der Stimmen und hatte keinen Gegenkandidaten. Sie sprach sich in ihrer Rede für einen sofortigen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union aus.
Zuvor war der sächsische Europaabgeordnete Maximilian Krah zum Spitzenkandidaten gewählt worden. Platz zwei sicherte sich der bayerische Bundestagsabgeordnete Petr Bystron, auf Rang drei landete René Aust, aktuell Abgeordneter im Thüringer Landtag.
Aus Parteikreisen hieß es, für die Listenplätze könnten sich insgesamt bis zu 150 Mitglieder bewerben. Bundesvorstandsmitglied Mariana Harder-Kühnel sagte am Samstag, Ziel sei es, mindestens 30 Kandidaten zu wählen. Am Sonntag wird die Versammlung unterbrochen, um dann am kommenden Freitag in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt fortgesetzt zu werden.
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