Nach der Absage des monatelang akribisch geplanten Staatsbesuchs von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben die Besuchsorte in Deutschland kurzfristig umdisponiert. Einige der ursprünglich mit Macron geplanten Veranstaltungen finden trotzdem statt, im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Feiern in Ludwigsburg mit Macron-Vertretung
So wird an den für Montag vorgesehenen Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Deutsch-Französischen Institutes in Ludwigsburg bei Stuttgart nun Laurence Boone, die französische Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten, teilnehmen. Das sagte Institutsleiter Frank Baasner der Deutschen Presse-Agentur. Steinmeier kommt ebenfalls nach Ludwigsburg und wird dort nach Angaben seiner Sprecherin ein Grußwort halten.
Essen verwerten bei Sommerfest
Auch die Pläne für Berlin wurden nicht ganz gekippt. Ursprünglich war eine Bootsfahrt auf der Spree mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geplant und später ein Staatsbankett mit 200 geladenen Gästen im Garten von Schloss Bellevue, dem Amtssitz Steinmeiers. «Damit die vorgekochten Essen noch einem guten Zweck zugeführt werden können», wird es im Schlossgarten nun kein Staatsbankett, sondern ein Sommerfest geben, wie die Sprecherin sagte. Eingeladen sind demnach Jugendliche des Deutsch-Französischen Jugendwerks, das in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert.
Grußwort in Sachsen
Am Dienstag fährt Steinmeier den Angaben zufolge wie vorgesehen nach Sachsen. Ursprünglich war hier eine gemeinsame Fahrt mit seiner Frau Elke Büdenbender und den Macrons im Sonderzug geplant. Der französische Präsident wollte in Dresden vor der Frauenkirche bei einem Europafest eine Grundsatzrede zu den deutsch-französischen Beziehungen halten. Nun wird Steinmeier dort im Beisein von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ein Grußwort sprechen.
Macron bat um Verschiebung
Nach tagelangen Spekulationen, ob Macron angesichts der Krawalle in seinem Land wirklich zum Staatsbesuch nach Deutschland kommen kann, hatte er diesen am Samstag schließlich in einem Telefonat mit Steinmeier abgesagt. Er habe den Bundespräsidenten darum gebeten, den Besuch zu verschieben, hieß es vom Bundespräsidialamt. Steinmeier habe die Absage bedauert, habe aber vollstes Verständnis angesichts der Situation im Nachbarland. Die Reise solle baldmöglichst nachgeholt werden, hieß es auch, was angesichts des streng durchgetakteten Plans mit vielen Beteiligten an vielen Orten logistisch nur schwer umzusetzen sein dürfte.
Schäuble: Ausfall kein Drama
Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble nannte die Absage angesichts der Unruhen in Frankreich verständlich. «Die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sind auf allen Ebenen so eng, dass der Ausfall des Staatsbesuchs kein Drama ist», sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Es wäre der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren gewesen. Aus Sicht des Bundespräsidialamts sollte dabei die deutsch-französische Freundschaft gefeiert und zugleich ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Beide Seiten bemühen sich seit einiger Zeit, wieder enger zusammenzurücken. Vor wenigen Wochen hatte Macron Bundeskanzler Scholz als erster Staatschef an dessen Wohnort in Potsdam besucht.
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