Verschiedene Initiativen und Bewohnergruppen aus Berlin-Kreuzberg tragen den politischen Streit um eine nächtliche Schließung des Görlitzer Parks nun auch unter sich aus. Am Samstagnachmittag will erneut ein Bündnis von Gegnern des vom Senat geplanten Zauns um den Park demonstrieren. Ab 14.00 Uhr wollen Teilnehmer unter dem Motto «Der Görli bleibt auf» durch den Kiez ziehen. Angemeldet sind 400 Teilnehmer.
Eine andere Gruppe wirft vor allem einer Initiative in dem Bündnis vor, eher Aktivisten als Anwohner zu sein, und unterstützt zugleich den Zaunbau um den Park, der unter anderem für seinen intensiven Drogenhandel bekannt ist. Den Ausbau der Mauer um den Park, Eingangstore und die nächtliche Schließung will der Senat bis Ende des Sommers umsetzen.
Zaun-Befürworter von der «Anwohnergruppe Kiezmarkthalle» an der Markthalle Neun nahe dem Park schreiben: «Viele von uns tatsächlichen Anwohnern des Görli wollen nicht, dass Gruppen (...), die einseitig für die grüne Politik arbeiten, das Medienbild der Haltung der «Anwohner des Görlis» dominieren.» Sie betonen: «Viele Anwohner des Görlis wünschen sich nämlich sehr wohl den Zaun und das nächtliche Verschließen des Görlitzer Parks sehnlichst als eine mögliche Lösung für den Kampf gegen Kriminalität, Drogensucht und Dealer.» Es spreche nichts dagegen, es eine Zeit lang auszuprobieren.
Das Bündnis gegen den Zaun und die Grünen argumentieren, dass die nächtliche Schließung die Obdachlosen, Drogensüchtigen und Dealer noch mehr in die umliegenden Straßen und Wohnhäuser treibe. An einer Demonstration im Januar im Park nahmen etwa 200 Menschen teil und riefen bei einem Besuch des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU): «Der Görli bleibt auf, der Görli bleibt auf». Wegner sagte: «Dass hier aber nur 200 Teilnehmer bei dieser Demo waren, ist auch ein klares Signal. Ich hätte mit deutlich mehr gerechnet.»
Zahlreiche Maßnahmen der Grünen, die den Bezirk schon sehr lange regieren, und auch der Polizei blieben bisher ohne großen Erfolg. Ein bezahlter Parkmanager und sogenannte Parkläufer sollten etwa die Dealer zur Zurückhaltung gegenüber Frauen und Jugendlichen bewegen, aber letztlich änderte das wenig, auch weil die Drogen- und Obdachlosenszene sich ständig wandelt und die meisten Probleme eher in den Wohnvierteln in der Umgebung auffallen.
Viel Geld soll nun vom Senat in die Drogen- und Obdachlosenhilfe vor Ort fließen. Zugleich will das von den Grünen geführte Bezirksamt sich dem Zaunbau auf dem formalrechtlichen Weg verschließen und entsprechende Aufträge nicht übernehmen.
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