Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Voraussetzungen für das im Koalitionsvertrag von CDU und SPD geplante verpflichtende Vorschuljahr nicht erfüllt. «Dafür sind einige Vorbereitungen und ein besserer Personalschlüssel notwendig», sagte der GEW-Landesvorsitzende Burkhard Naumann. «Das kostet viel Zeit und Geld.»
Viel brisanter sei die Frage der Finanzierung der Kindertagesstätten mit den Kommunen. Mit dem aktuell knappen Geld sollten laut Naumann die Krippen, Kindergärten und Horte gestärkt werden. «Erst wenn das gelungen ist, könnte das Vorschuljahr verpflichtend werden.»
Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Verbesserung des Betreuungsschlüssels bewertete Naumann hingegen als wichtiges Signal für die Beschäftigten. Auch dass qualitative Standards für die Betreuung an Kitas festgelegt werden sollen, begrüßt die Gewerkschaft.
Auch aus Sicht des sächsischen Lehrerverbandes sind für das Vorschuljahr Investitionen nötig. «Die gezielte Förderung vor dem Schulstart ist ein wesentlicher Schlüssel für eine erfolgreiche Bildungsbiografie», sagte der Vorsitzende Michael Jung laut einer Mitteilung. Die Umsetzung müsse jedoch durch entsprechende Investitionen in Personal und Bildungsangebote flankiert werden. Kapazitäten, die durch den demografischen Wandel frei werden, könnten laut dem Verband dabei sinnvoll genutzt werden.
Kosten des Projekts im dreistelligen Millionenbereich
CDU und SPD wollen das letzte Kita-Jahr zu einem verpflichtenden, kostenfreien Vorschuljahr machen, um Kindern den Einstieg in die Schule zu erleichtern und Unterschiede im Leistungsniveau auszugleichen. Ein Nebeneffekt sei die Entlastung der Kommunen, da der Freistaat die Kostenstrukturen übernehmen würde, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Hartmann bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages. Die Kosten liegen laut Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im dreistelligen Millionenbereich.
Kritik hatte es auch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen gegeben. Dessen Landesgeschäftsführer Michel Richter plädierte ebenfalls für eine Verbesserung des Personalschlüssels sowie für die Förderung niedrigschwelliger familiennaher Angebote statt Zwang.
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