Gut viereinhalb Monate nach dem verheerenden Feuer in der Stadtkirche von Großröhrsdorf östlich von Dresden hat die Staatsanwaltschaft Bautzen Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben. Es geht um schwere Brandstiftung, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Görlitz der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das Landgericht Görlitz entscheide über deren Zulassung, verhandelt werde der Fall voraussichtlich Anfang 2024 wohl in einer der Außenkammern in Bautzen - die ostsächsische Kleinstadt Großröhrsdorf liegt in diesem Landkreis.
Dem mittlerweile 41-Jährigen aus einem Ort in der Umgebung wird vorgeworfen, in der Nacht zum 4. August vorsätzlich Feuer in dem Gotteshaus gelegt zu haben. Er habe eine mit Benzin gefüllte Flasche durch ein Fenster geworfen, «in der Kirche war er nicht», sagte der Staatsanwalt. Zum Motiv gebe es bisher nur Mutmaßungen, der Beschuldigte sagte dazu nichts. «Was er sich dabei gedacht hat, weiß er nur selbst.» Zu den Hintergründen seines Handelns macht die Behörde keine Angaben, auch das sei Gegenstand der Gerichtsverhandlung.
Die protestantische Kirche aus dem 18. Jahrhundert ist stark zerstört und großteils ausgebrannt. Eine Woche nach der Tat war der Verdächtige gefasst worden, seitdem ist er in Untersuchungshaft. Er hatte die Tat gestanden. Die Ermittler gehen von einer persönlich schwierigen Lebenssituation des Familienvaters aus, der nach damaligen Angaben auch mit der Kirche im Zwist gelegen haben soll. Da das spätbarocke Bauwerk relativ frisch saniert war, ist der entstandene Schaden laut Anklage «mindestens sechsstellig», wie der Staatsanwalt sagte.
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