Die Grünen im sächsischen Landtag sehen Nachbesserungsbedarf bei der geplanten Krankenhausreform, wenn es um die Erreichbarkeit der Geburtshilfe geht. Die Reform sehe eine Erreichbarkeit innerhalb von 40 Minuten mit dem Pkw vor, sagte Markus Scholz, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, am Mittwoch im Landtag. «Hier sehen wir die Notwendigkeit, noch einmal nachzuschärfen, damit das Kind eben nicht im Krankenwagen geboren wird, weil die Entbindungsklinik nicht mehr erreicht werden kann.» Er kritisierte eine zunehmende Konzentration auf die Ballungsräume. Frauen in ländlichen Regionen müssten ebenfalls die Möglichkeit haben, in ihrem Umfeld zu entbinden.
Auch Susanne Schaper, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, kritisierte die Versorgung abseits der Städte. Dort sei eine freie Wahl des Geburtsortes nicht immer gewährleistet. «Die Suche nach einer Geburtsklinik gleicht abseits der Großstädte meist der Suche Maria und Josefs nach einer Herberge, weil Kliniken für Geburtshilfe aus Kostengründen schließen», sagte Schaper. Als Beispiele nannte sie die jüngsten Schließungen in Erlabrunn im Erzgebirge und Lichtenstein im Landkreis Zwickau. Dietmar Schaufel, gesundheits- und pflegepolitischer Sprecher der AfD, kritisierte ebenfalls die Schließung von Geburtsstationen in Sachsen.
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) gestand ein, dass Sachsen vor Herausforderungen beim Thema Geburten stehe. «Qualitativ hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung ist sicherzustellen», sagte die Ministerin. Die Kritik an der Versorgung außerhalb der städtischen Zentren wies sie allerdings zurück. In Sachsen gebe es 47 Geburtskliniken. «Da stehen wir im Bundesdurchschnitt gar nicht so schlecht da.» 2022 kamen nach Angaben der Ministerin in Sachsen 29 331 Kinder zur Welt, die meisten davon in Kliniken und ein kleiner Teil bei Hausgeburten oder in Geburtshäusern.
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