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Wenn die Situation ausweglos erscheint: Wo schwangere Frauen in der Not Hilfe finden

Überforderung und Angst: Wenn Frauen keinen Ausweg mehr sehen / Bild von Tobias C. Wahl auf Pixabay
Überforderung und Angst: Wenn Frauen keinen Ausweg mehr sehen / Bild von Tobias C. Wahl auf Pixabay

Ob ungewollt schwanger, überfordert oder verzweifelt – es gibt Lösungen. Hier finden Sie Informationen zu Hilfe, Beratung, vertraulicher Geburt und Babyklappen.

In Sachsen hat ein schockierender Fall kürzlich die Öffentlichkeit erschüttert: In einem Müllcontainer in Döbeln wurde ein totes Neugeborenes gefunden. Diese tragische Nachricht hat einmal mehr gezeigt, wie dringend notwendig es ist, Frauen in schwierigen Lebenssituationen frühzeitig zu unterstützen. Oft fühlen sich junge Frauen durch eine ungewollte Schwangerschaft überfordert, isoliert und sehen keinen anderen Ausweg. Doch auch in scheinbar ausweglosen Situationen gibt es Hilfe. 

Warum legen junge Frauen ihre Neugeborenen ab oder töten sie sogar?

Die Gründe, warum Frauen nach der Geburt ihr Baby ablegen oder im schlimmsten Fall töten, sind vielfältig und komplex. Meist handelt es sich meist um eine Mischung aus emotionaler Überforderung, gesellschaftlichem Druck und fehlendem Zugang zu Hilfe. 

In seltenen Fällen bemerken Frauen ihre Schwangerschaft nicht oder verdrängen sie. Die Gründe dafür sind vielfältig und können sowohl psychologische als auch physiologische Faktoren sein.

Überforderung und Isolation: Viele Frauen fühlen sich durch die Geburt eines Kindes überfordert. Dies gilt insbesondere für junge Frauen ohne familiären Rückhalt oder in schwierigen Lebenssituationen.

Gesellschaftlicher Druck und Stigmatisierung: Besonders in konservativen oder kulturell strengen Umfeldern sehen sich Frauen starker Verurteilung ausgesetzt, wenn sie unverheiratet oder ungewollt schwanger werden.

Psychische Belastung oder Erkrankung: Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder postpartale (nachgeburtliche) Depressionen können die Bindung zum Kind beeinträchtigen. Auch traumatische Erlebnisse wie sexuelle Gewalt spielen eine Rolle.

Finanzielle Notlage: Frauen in finanziell unsicheren Verhältnissen fühlen sich oft nicht in der Lage, für ein Kind zu sorgen. Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot oder ein instabiles Lebensumfeld können diese Sorge verstärken.

Hilfsangebote sind nicht bekannt: Viele Frauen wissen nicht, dass es Möglichkeiten wie Babyklappen, anonyme oder vertrauliche Geburt oder Unterstützung bei der Adoption gibt. Auch der Zugang zu Beratungsstellen ist in ländlichen Regionen oft eingeschränkt.


Wenn alles ausweglos erscheint / Bild von alla_bis auf Pixabay

Hilfsangebote für Frauen in Not

Für schwangere Frauen in Not gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die Unterstützung anbieten. Hier eine Übersicht über Hilfsangebote:

Hilfetelefon Schwangere in Not - anonym und sicher

Telefon: 0800 40 40 020 (rund um die Uhr, anonym und kostenlos)

Das Hilfetelefon bietet bundesweit Unterstützung und informiert über Möglichkeiten wie vertrauliche Geburt, Babyklappen oder Adoption.

Onlineangebote

Diese Plattformen bieten anonyme Beratung per Chat oder E-Mail. Frauen können Fragen stellen und Hilfe erhalten, ohne sich persönlich in die Beratung begeben zu müssen.

Organisationen vor Ort

Frauen in Not können sich an Organisationen wie pro familia, die Diakonie, die Caritas, donum vitae und die AWO (Arbeiterwohlfahrt) wenden. Diese Anbieter sind in ganz Sachsen aktiv und bieten umfassende Beratung und Unterstützung. Das Diakonische Werk Sachsen ist zudem in ländlichen Regionen aktiv und bietet spezialisierte Beratungsdienste in kleineren Städten wie Pirna, Freiberg, Plauen und Bautzen.

Zu ihren Hilfsangeboten gehören:

  • vertrauliche Beratung bei ungewollter Schwangerschaft
  • Unterstützung bei einer anonymen oder vertraulichen Geburt
  • Beratung zu einer möglichen Adoption
  • psychosoziale Unterstützung und finanzielle Hilfen

Diese Organisationen bieten nicht nur persönliche Beratung vor Ort, sondern auch telefonische und digitale und mobile Unterstützung an.

Hilfsangebote in ländlichen Regionen

Auch Frauen in ländlichen Regionen finden Hilfe, oft über überregionale Angebote wie das Hilfetelefon (0800 40 40 020). Viele Beratungsstellen bieten auch mobile Angebote an oder arbeiten mit örtlichen Hebammen und Kliniken zusammen. Kirchliche Einrichtungen wie die Caritas und die Diakonie sind oft auch in kleineren Städten aktiv.


Es gibt Hilfe für schwangere Frauen in schwierigen Situationen / Bild von andreas160578 auf Pixabay

Anonyme und vertrauliche Geburt

Frauen, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden und ihr Kind nicht selbst aufziehen können, haben die Möglichkeit, ihr Baby anonym oder vertraulich zur Welt zu bringen. Beide Optionen bieten Schutz und Unterstützung, doch es gibt Unterschiede.

Was ist eine anonyme Geburt?

Die anonyme Geburt ermöglicht es Frauen, ihr Kind in einem geschützten medizinischen Umfeld zur Welt zu bringen, ohne dabei ihre Identität preiszugeben. Sie bleibt gegenüber Krankenhauspersonal und Behörden vollständig anonym. Nach der Geburt wird das Baby in staatliche Obhut gegeben und eine Adoption eingeleitet.

Was ist eine vertrauliche Geburt?

Die vertrauliche Geburt wurde 2014 in Deutschland eingeführt, um Müttern eine rechtlich abgesicherte Alternative zur anonymen Geburt zu bieten. Die Mutter gibt ihre persönlichen Daten gegenüber einer Beratungsstelle preis, die diese streng vertraulich behandelt. Die Daten werden sicher für 16 Jahre verschlossen aufbewahrt, und nur das Kind kann nach Erreichen des 16. Lebensjahres erfahren, wer die Mutter ist.

Beratungsstellen wie pro familia, die Caritas und die Diakonie sowie Organisationen wie Donum Vitae oder die AWO helfen Frauen dabei, die für sie passende Lösung zu finden.

Babyklappen: Neugeborene anonym und sicher abgeben

Babyklappen bieten Frauen in extremen Notsituationen die Möglichkeit, ihr Neugeborenes anonym und sicher abzugeben. Sobald ein Baby in einer Babyklappe abgelegt wird, erhält es sofort medizinische Versorgung und die zuständigen Stellen leiten die nächsten Schritte ein, um das Wohl des Kindes zu gewährleisten. In Sachsen gibt es in vielen Städten Babyklappen, die rund um die Uhr geöffnet sind.

Babyklappen in Sachsen

Aue: Babykörbchen am Helios-Klinikum, Erdgeschoss der Station F

Chemnitz: Klinikum Chemnitz, Frauenklinik, Haus C

Dresden: Projekt Findelbaby, Bautzner Straße 52

Leipzig: Babynest am Städtischen Klinikum St. Georg, Haus Nr. 17

Plauen: Babyklappe des Verein KARO e.V.

Zwickau: Babyklappe am Heinrich-Braun-Klinikum (HBK), über Zufahrt Steinpleiser Straße Richung Notaufnahme, Babyklappe am Haus 6

Zusammenfassung

Diese Hilfsangebote bieten Frauen in Not die Möglichkeit, sich in einer sicheren und vertraulichen Umgebung beraten zu lassen. Egal ob in Großstädten, kleineren Städten oder in ländlichen Gebieten - überall gibt es Ansprechpartner:innen, die Unterstützung bieten, sei es bei einer vertraulichen Geburt, einer Adoption oder in akuten Krisensituationen. Wichtig ist, dass betroffene Frauen Hilfe suchen, um tragische Entscheidungen zu vermeiden.

Das Ablegen oder Tötung eines Neugeborenen ist eine tragische Situation, die aus Verzweiflung, Überforderung und fehlendem Zugang zu Hilfe entstehen kann. Mit den richtigen Hilfsangeboten können Frauen in Not aufgefangen und unterstützt werden Es ist Aufgabe unserer Gesellschaft, diese Angebote sichtbar zu machen, Tabus zu brechen und Hilfe zugänglich zu machen. Keine schwangere Frau sollte sich in einer ausweglosen Situation fühlen.