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Dresden: Gegenwind statt Rückenwind vor der Relegation

Ein Fußball liegt vor der Partie im Netz. / Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild
Ein Fußball liegt vor der Partie im Netz. / Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild

17 Spiele in Folge ohne Sieg, noch kein Dreier unter Trainer Guerino Capretti und eine emotionslose Generalprobe im Gepäck: Dynamo Dresden liegt vor den beiden wichtigsten Partien dieser Spielzeit am Boden. Da wo Klarheit gefordert ist, herrscht aktuell viel Ratlosigkeit.

Viele Fragen, keine Antworten: Dynamo Dresden geht angeschlagen in die entscheidende Woche dieser Fußball-Saison mit den Relegationsspielen am 20. und 24. Mai gegen den 1. FC Kaiserslautern. Das 0:1 im rein sportlich unwichtigen Sachsen-Duell gegen den FC Erzgebirge Aue am Sonntag zum Zweitliga-Abschluss war gleichbedeutend mit dem 17. sieglosen Spiel in Serie und hinterlässt nicht nur beim Dynamo-Anhang ein mulmiges Gefühl.

Aus dem erhofften Rückenwind vor den Kaiserslautern-Spielen ist ein kräftiger Gegenwind erwachsen. Das spürt auch Guerino Capretti. In den vergangenen Wochen hatte sich der Trainer immer wieder schützend vor seine Mannschaft gestellt und ihr zumindest punktuelle Fortschritte attestiert. Nach der emotional verheerenden Partie am Sonntag äußerte sich der Deutsch-Italiener ungewohnt kritisch. «Ich bin enttäuscht und wütend», sagte er. «Die Leidenschaft, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, habe ich bei einigen nicht gesehen», erklärte Capretti, der den Auftritt seiner Spieler als klaren Rückschritt bezeichnete. Man musste sich nicht einmal große Mühe geben, um anhand dieser Aussagen zu erkennen, dass der 40-Jährige vor allem von den erfahrenen und etablierten Kickern mehr Führungskraft erwartet hat.

Durch die torlose Niederlage gegen die bereits als Absteiger feststehenden Erzgebirger, in deren Reihen sich am Wochenende gerade einmal ein Spieler befand, der einen gültigen Vertrag für die kommende Drittliga-Saison hat, sind Ratlosigkeit und Zweifel gewachsen. Das Selbstvertrauen und der Glaube in die eigene Fähigkeiten dürften endgültig im Keller angelangt sein. «Ich könnte kotzen», sagte Kapitän Tim Knipping. Eine Aussage, die wenige Tage vor dem Relegationshinspiel tiefblickender und entlarvender kaum sein kann.

Capretti steht nun vor einem Dilemma. Die Mannschaft, der er in den vergangenen Wochen den Rücken gestärkt hat und die den Verein vor dem Gang in die Drittklassigkeit bewahren sollte, lässt Zweifel am Binnenverhältnis zwischen Trainer und Spielern aufkommen. Auch für die Vereinsführung gestaltet sich die Situation als verzwickt. Grundsätzlich scheint man immer noch an die Ideen des Fußballlehrers zu glauben. Nur, der Glaube an eine Idee kann in diesem Moment nicht die einzig zielführende Maßgabe sein.

Für einen Trainerwechsel ist es aber im Grunde genommen zu spät: Bis zum Anpfiff des Hinspiels auf dem Betzenberg am Freitag (20.30 Uhr/Sky, Sat1) sind es nur noch wenige Tage. Abzüglich des trainingsfreien Montags und der vermutlichen Anreise am Donnerstag blieben einem neuen Heilsbringer lediglich wenige Stunden. Dieses Gedankenspiel verwirft sich somit von allein.

Dynamos Gegner Kaiserslautern hatte vor wenigen Tagen auf eine ähnliche Problematik vermeintlich rechtzeitig reagiert. Nach drei Niederlagen hintereinander und dem verpassten direkten Aufstieg wurde Übungsleiter Marco Antwerpen durch Dirk Schuster ersetzt. Ob sich diese Rochade für die Rheinpfälzer auszahlt oder ob Capretti doch noch das Wunder schafft, wird sich erst nach dem Rückspiel am 24. Mai (20.30 Uhr/Sky, Sat1) zeigen. Fest steht bislang nur, dass Dresden diese Spiele ohne einen vorherigen Trainerwechsel bestreiten will.

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