Den Spielball wollte Haris Tabakovic nicht mehr hergeben. Nach seinem Hattrick beim 3:0 (2:0) gegen Eintracht Braunschweig klemmte sich der Angreifer von Hertha BSC die Kugel fest unter den Arm und genoss den Applaus der Fans. Im Alleingang und in bester Mittelstürmer-Manier schoss der Angreifer die Berliner am Sonntag aus den Abstiegsrängen der 2. Fußball-Bundesliga auf Platz 15. Das Sturm-Schnäppchen, das dem Vernehmen nach für nur 500 000 Euro zum Hauptstadt-Club gewechselt war, wird immer wertvoller für die Alte Dame. «Erst mal werde ich ihm den Ball klauen, damit er nicht irgendwie einen Höhenflug hat», sagte Kapitän Toni Leistner mit einem Augenzwinkern.
Tabakovic trifft, wie er will. Erst stocherte der Schweizer vor 43 528 Zuschauern den Ball hartnäckig über die Linie (38. Minute), dann verwandelte der Knipser einen Handelfmeter (45.+2) souverän - und schließlich traf Tabakovic aus rund zehn Metern (71.) zum Endstand. Mit sieben Toren ist der Schweizer nun Top-Torschütze der 2. Liga. «Ich bin dankbar, dass es so läuft. Ich fühle mich wohl hier», äußerte der Stürmer in den Katakomben. Den Ball trug er immer noch bei sich.
Egal, ob mit Fabian Reese oder Bilal Hussein: Tabakovics Zusammenspiel mit seinen Mitspielern funktionierte im Olympiastadion blendend. Vor allem über den flinken Reese auf der Außenbahn erarbeitete sich die Hertha immer wieder Chancen. «Er ist ein super Abnehmer. Ein Stürmertyp, wie ich ihn draußen brauche. Ein super Mensch, ein super Spieler und er funktioniert jede Woche besser», lobte Reese den Mann des Spiels.
Die Kameras waren auf Berlins neuen Top-Torjäger gerichtet. Ein Interview nach dem anderen musste Tabakovic geben. Doch in Keeper Robert Kwasigroch stand ein weiterer Hertha-Akteur am Sonntagnachmittag im Mittelpunkt. Das Berliner Eigengewächs war kurzfristig für den erkrankten Stammtorhüter Tjark Ernst in die Startelf gerückt und feierte sein Pflichtspiel-Debüt für die Berliner. «Besser geht's nicht», schwärmte der 19 Jahre alte Teenager nach seinem gelungenen Einstand. Etwas aufgeregt sei er gewesen. «Es ist noch etwas surreal. Ein Traum hat sich erfüllt», berichtete Kwasigroch mit leuchtenden Augen.
Den Neustart, den die Hertha zwei Wochen nach dem Ende des Transferfensters und unmittelbar nach der Länderspielpause ausgerufen hatte, ist geglückt. «Es geht jetzt auch darum, dass wir das heute und morgen genießen und das Spiel nächstes Wochenende bestätigen», appellierte Tabakovic an seine Teamkollegen und forderte: «Es geht darum, dass wir jetzt mal eine Serie starten».
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