Wandelbots, das Dresdner Robotik-Start-up, hat mit seinem neuen Betriebssystem NOVA einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Auf dem heutigen Launch-Event in Dresden präsentierte das Unternehmen das weltweit erste herstellerübergreifende Betriebssystem, das die industrielle Robotik-Automatisierung vereinfachen und zugänglich machen soll. Mit NOVA stellt sich Wandelbots einem der größten Hindernisse in der Industrie: der bislang komplexen, teuren und oft herstellerspezifischen Robotersteuerung.
Christian Piechnick, CEO von Wandelbots, zieht einen kühnen Vergleich: „NOVA wird für die Robotik das, was Android für Smartphones und Windows für PCs ist.“ Die Software erlaubt es nicht nur Unternehmen, ihre Produktion effizienter zu gestalten, sondern eröffnet auch Millionen von Softwareentwicklern die Möglichkeit, eigene Anwendungen zu entwerfen. Besonders für kleine und mittelständische Betriebe bietet die Lösung große Chancen, die Automatisierung zu steigern und Arbeitskräfte von repetitiven Aufgaben zu entlasten.
Strategischer Kurswechsel und der Weg zu NOVA
Der Weg zum jetzigen Erfolg war jedoch mit Herausforderungen gespickt. Ein Rückblick auf das Jahr 2023 verdeutlicht, wie Wandelbots nach einer strategischen Neuausrichtung, die auf Software fokussiert ist, bedeutende Umstrukturierungen vornehmen musste. Damals sah sich das Unternehmen gezwungen, rund 30 Prozent seiner Belegschaft zu entlassen, was als notwendiger Schritt angesehen wurde, um auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren. Mit der Verlagerung von Hardware auf Softwareentwicklung und der Einführung eines universellen Betriebssystems für Roboter legte Wandelbots den Grundstein für NOVA und die langfristige Zukunft des Unternehmens.
Dieser Schritt kam nicht ohne Kosten: In der Umstrukturierungsphase mussten viele Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Laut Piechnick war es jedoch ein „strategischer Entwicklungssprung“, um die Zukunft zu sichern und neue Perspektiven für den Robotik-Markt zu schaffen.
NOVA: Ein Betriebssystem mit Innovation und Integration
NOVA verfolgt einen „Plan-Build-Operate“-Ansatz, der den Automatisierungszyklus von der Planung über die Umsetzung bis zur Skalierung abdeckt. Dies wird durch modernste KI-Technologien und die enge Zusammenarbeit mit Partnern wie Microsoft ermöglicht, die Skalierbarkeit und Zugang zu neuesten KI-Entwicklungen sicherstellen. Durch die Kooperation mit NVIDIA Omniverse können Unternehmen zudem digitale Zwillinge erstellen und Automatisierungslösungen bereits vor der Implementierung simulieren. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Investitionen sicherer und effizienter werden, da potenzielle Fehler frühzeitig im digitalen Zwilling erkannt und korrigiert werden können.
Besonders innovativ ist die herstellerunabhängige Schnittstelle, die es ermöglicht, Roboter unterschiedlicher Hersteller und Modelle über eine einzige Plattform zu steuern. Anstatt mit veralteten, herstellerspezifischen Programmiersprachen zu arbeiten, können Entwickler mit Python und JavaScript arbeiten und so individuelle Lösungen schnell umsetzen.
Die Bedeutung für Unternehmen und die Zukunft der Arbeit
NOVA kommt zur rechten Zeit, da viele Branchen unter einem Mangel an qualifizierten Roboterprogrammierern leiden. Die einfache Benutzeroberfläche von NOVA ermöglicht es Mitarbeitenden ohne technische Vorkenntnisse, Automatisierungslösungen zu nutzen. Besonders im Mittelstand könnte NOVA eine neue Ära der Robotik einleiten, da die Einstiegshürden niedrig sind und sich die Bedienung intuitiv gestaltet.
Für Unternehmen bietet NOVA darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Betriebskosten zu senken, da die Steuerung und Verwaltung der Roboter zentralisiert und die Komplexität reduziert wird. Die einheitliche Benutzeroberfläche vereinfacht die Interaktion zwischen Menschen und Robotern, was gerade in einer Zeit des Fachkräftemangels ein wesentlicher Vorteil ist.
Hintergrund und Historie: Wandelbots und die Demokratisierung der Robotik
Wandelbots wurde 2017 im Umfeld der TU Dresden gegründet und machte sich zunächst mit einer innovativen Methode zur Robotersteuerung bekannt, bei der ein „Stift“ zur Programmierung genutzt wurde. Die Vision, Robotik für alle zugänglich zu machen, trieb das Unternehmen an und führte zu wachsender Bekanntheit und Partnerschaften mit großen Namen wie BMW und VW.
2023 markierte einen entscheidenden Wendepunkt: Die Entscheidung, den Fokus komplett auf Software zu legen, führte zwar zu kurzfristigen personellen Einschnitten, eröffnete dem Unternehmen aber auch neue Möglichkeiten in der Softwareentwicklung und der Integration von KI-Lösungen. Mit NOVA setzt Wandelbots diese Mission fort und stellt sich dem Anspruch, die Robotik zugänglicher zu machen und Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit zu geben, Automatisierungslösungen effektiv zu nutzen.
Die offene Betaphase von NOVA startet jetzt. Interessierte Unternehmen und Entwickler können sich bereits registrieren, um das System zu testen und die Zukunft der Robotik mitzugestalten.