Einen Tag nach dem Fund einer Fliegerbombe in Dresden konnte am Freitagmittag endlich Entwarnung gegeben werden: Die Bombe ist entschärft. «Die Gefahrensituation ist vorbei», sagte Polizeisprecher Thomas Geithner. Damit ging ein stundenlanger Großeinsatz von Polizei, Rettungskräften und Kampfmittelspezialisten zu Ende. Rund 2700 Menschen konnten die Nacht nicht in ihren Wohnungen verbringen. Etliche von ihnen harrten in einer Notunterkunft aus, versorgt von ehrenamtlichen Helfern.
Die 250 Kilogramm schwere Bombe US-amerikanischer Bauart war am Donnerstagvormittag bei Bauarbeiten auf einem Autohof in unmittelbarer Nähe einer Tankstelle im Stadtteil Übigau gefunden worden. Ein erster Entschärfungsversuch musste in der Nacht zu Freitag abgebrochen werden, weil sich der noch verbliebene Zünder nicht per Hand herausdrehen ließ. Er saß im vorderen Teil der Bombe, der stark verformt war.
Daniel Großer-Scholz, Truppführer im Kampfmittelbeseitigungsdienst, sprach nach der Entschärfung von einer Lehrstunde. Es habe sich eigentlich um eine «Standardbombe» gehandelt, auch der Zünder sei an sich nichts Besonderes gewesen. Aber dass sich die Bombe wegen ihrer Verformung partout nicht händisch entschärfen ließ, sei eine Lehrstunde für die Spezialisten gewesen. Die Kampfmittelexperten setzten letztlich eine Wasserstrahlschneideanlage ein, um Zünder und Sprengsatz aus der Distanz voneinander zu trennen und das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen.
So lange blieben alle Sperrungen im Evakuierungsgebiet bestehen. Am Donnerstagabend hatten Einsatzkräfte das Gelände um die Bombe in einem Radius von 800 Metern evakuiert. 2700 Menschen waren nach Angaben der Polizei davon betroffen. «Hinzu kommen die Menschen, die im Sperrkreis Gewerbe betreiben», sagte ein Polizeisprecher. Angaben zu der Gesamtzahl der Betroffenen machte der Polizeisprecher nicht. Die Polizei selbst war mit rund 520 Kräften im Einsatz, dazu kamen etwa 220 Feuerwehrleute und Dutzende weitere Helfer.
In der Dresdner Messe war für Bewohner des betroffenen Gebietes eine Unterkunft hergerichtet worden. Nach Angaben der Dresdner Feuerwehr wurde am Vormittag für etwa 240 Menschen ein Frühstück organisiert. Ein Teil von ihnen habe die Nacht dort verbracht.
Sigrid Wenzel gehörte zu den Menschen, die ihre Wohnung verlassen mussten. Natürlich sei es für sie nicht gerade schön gewesen, sagte die Seniorin. Sie habe ihren Rollator nicht mitnehmen können, nur einen Stock, mit dem sie aber nicht so gut laufen könne. «Es war alles ein bisschen anstrengend für mich», sagte sie. Allerdings hätten sich die Helfer vom Roten Kreuz sehr gut gekümmert.
Auch Wolfgang Kramer aus Dresden-Übigau blieb eine Nacht in der Notunterkunft. Dass die Entschärfung in der Nacht zunächst nicht geklappt hatte, nahm er einigermaßen gelassen hin. «Mann kann es nicht ändern und muss es nehmen, wie es kommt. Was soll man machen», sagte Kramer.
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