Sachsens Obstbauern rechnen in diesem Jahr mit einer durchwachsenen Apfelernte. «Die Früchte sind geschmacklich sehr gut, sehr süß und durch die Feuchtigkeit der vergangenen Tage auch saftig und knackig», sagte Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst, zur Saisoneröffnung am Montag in Coswig. Mit 61.500 Tonnen liege der geschätzte Ertrag jedoch um acht Prozent niedriger als 2021 mit knapp 70.000 Tonnen. «Durch die Trockenheit sind die Früchte kleiner, und wir haben Ausfälle durch Sonnenbrand.»
Mit der diesjährigen Menge könnten nur 60 Prozent des Bedarfs im Freistaat gedeckt werden, sagte Jentzsch. Das Potenzial sei mit einer Anbaufläche von 2500 Hektar da, «bei einer guten Ernte». Dafür hätte es weniger Hitze und Sonne und mehr Regen gebraucht. «Die drei oder vier Wochenenden mit über 30 Grad vertragen diese Früchte nicht.» Jentzsch geht davon aus, dass aufgrund der Qualität um die 40 bis 50 Prozent der Ernte in die Vermostung gehen.
Hagelnetze und Beregnung würden bereits eingesetzt, um die Früchte vor sengender Sonne zu schützen. «Aber dafür muss man auch das nötige Wasser haben», sagte Jentzsch. Zudem gebe es Versuche, Bäume zum Schutz mit Kaolin, einer weißen Tonerde, zu besprühen.
Angesichts des steigenden Mindestlohns, nötiger Pflanzenschutzmittel, Verteuerung durch Auflagen, Umweltmaßnahmen, Bürokratie sowie Verlusten durch den Klimawandel fordert der Verband mit Blick auf die Zukunft mehr Anteil an der Gewinnspanne. Derzeit müssten die Obstbauern die Kosten allein stemmen.
Der Handel zahlt Erzeugern laut Jentzsch 30 bis 50 Cent pro Kilogramm, verkauft Äpfel aber für 1,50 bis 3,50 Euro pro Kilogramm weiter. Wenn sich das nicht ändere, «gibt es bald keinen Obstbau mehr». In dieser Saison blieben die Preise auf dem bisherigen Niveau, perspektivisch aber würden sie steigen. «Wir spüren bereits eine Kaufzurückhaltung, Obst wird zum Luxusgut.»
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