Ein milder Winter und keine Spätfröste: Die guten Voraussetzungen haben Honigbienen vielerorts im Südosten Deutschlands mit Kraft in das Frühjahr starten lassen und den Imkern eine gute Frühtracht beschert. «Die Bienen konnten schon relativ frühzeitig die entsprechenden Nachkommen erzeugen, so dass es starke, gut entwickelte Völker zum Beginn der Tracht gegeben hat», sagte etwa der Vorsitzende des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt, Paul Schenk.
Auch Ralf Kunz, Schatzmeister des Landesverbands Thüringer Imker, berichtete von einer guten Frühjahrsernte: «Die Bienen waren schlagkräftig und konnten die Blühphase nutzen.» Von einer grundsätzlich guten, aber regional sehr unterschiedlichen Ernte sprach der Vorsitzende des Landesverbands Sächsischer Imker, Michael Hardt. «Ich habe von einzelnen Imkern gehört, die im Schnitt mehr als 30 Kilogramm Honig pro Volk geerntet haben.» Eine Gemeinsamkeit der drei Länder, die der Honigproduktion zugutekommt: Der Rapsanbau ist verbreitet, im Frühjahr blühen im Südosten auf tausenden Hektar Felder gelb und lassen die Bienenvölker summen.
Auch nach Angaben des Fachzentrums Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen gab es in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen im Bundesvergleich eine besonders gute Honig-Frühjahrsernte. Das Zentrum ist für eine Branchenumfrage zuständig, an der dieses Mal 6400 Imkerinnen und Imker teilnahmen. Es ging um die bis Mitte Juni laufende Frühjahrsernte, die sogenannte Frühtracht.
Demnach wurden im Schnitt pro Bienenvolk in Sachsen-Anhalt 26,7, in Thüringen 26,1 und in Sachsen 23,7 Kilogramm Honig eingeholt. Deutschlandweit lag der Betrag bei 18,4 Kilogramm. In den drei genannten Bundesländern haben 84, 128 und 134 Imkerinnen und Imkern an der freiwilligen Befragung teilgenommen. Nach Angaben der jeweiligen Landesverbände gibt es in Sachsen-Anhalt mit mehr als 3000, in Thüringen mit geschätzt 4200 und in Sachsen mit insgesamt etwa 6000 aber deutlich mehr Imkerinnen und Imker.
«Diese Zahlen sollen auch nicht über die wirklichen Probleme hinweg täuschen», betonte Schenk vom Landesverband Sachsen-Anhalt mit Blick auf die Angaben zur Erntemenge aus Mayen. «Wenn wir uns jetzt die Hände reiben, machen wir uns etwas vor, die Ausgangslage dieses Jahr war zwar günstig, aber grundsätzlich ist die Lage prekär.» Trockenheit sei nach wie vor ein großes Problem.
Vom bisherigen Regen in diesem Jahr habe zwar etwa der Raps profitiert. Doch die Wurzeln der Ölfrucht reichten nicht tief, ihr reiche häufig das Wasser an der Oberfläche. «Aber die Bäume beziehen das Wasser aus tieferen Schichten und wir beobachten seit Jahren einen Rückgang beim Grundwasser, weshalb uns reihenweise Gehölze wegbrechen», sagte Schenk. Auch Ralf Kunz benennt die Trockenheit als großes Problem: «Und das hört ja nicht an einer Landesgrenze auf.» Vor allem Linden und Robinien nennen Schenk und Kunz als Beispiele für Baumarten, die für Honigbienen wichtig seien, aber mit der Trockenheit zu kämpfen hätten.
Aus Sicht von Michael Haardt vom sächsischen Imkerverband liegt eine Herausforderung darin, dem wärmer werdenden Klima zu begegnen. So müsse darüber nachgedacht werden, künftig gegebenenfalls auf Baumarten zu setzen, die zwar in Deutschland nicht heimisch, aber dafür robuster für wärmeres Klima und für Honigbienen attraktiv sind.
In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,1 Millionen Bienenvölker und 170.000 Imkerinnen und Imker, die allermeisten von ihnen machen dies als Hobby oder im Nebenerwerb.
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