Die Obstbauern in Sachsen und Sachsen-Anhalt sehen die aktuelle Debatte um Kürzungen für die Landwirtschaft zu sehr auf das Problem Agrardiesel reduziert. «Das ist zu einseitig und eng gesehen. Es geht um die Gefährdung unserer Existenz durch ein reichhaltiges Maßnahmenpaket von Verboten und Einschränkungen der Agrarpolitik sowohl aus Brüssel, aber vor allem aus Berlin», erklärte Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverband Sächsisches Obst, der auch die Interessen der Obstbauern in Sachsen-Anhalt vertritt. In Deutschland werde auf Vorgaben der EU zu oft noch «eine Schippe draufgepackt». Hinzu kämen Restriktionen etwa beim Pflanzenschutz und der Düngung, die nur in Deutschland gelten.
«Gesetzlich verordnete Lohnerhöhungen bei stagnierenden oder durch globale Überproduktion sinkende Erzeugerpreise schädigen die Wirtschaftlichkeit. Dadurch werden wir gezwungen, unsere Angestellten immer im Niedriglohnsektor zu bezahlen - das macht überhaupt keinen Spaß», erklärte Jentzsch. Wettbewerbsnachteile nähmen zu, Billigimporte schwächten die Wirtschaftlichkeit. Die nachfolgende Generation habe kaum noch Lust auf Obstbau und Landwirtschaft. «Uns fehlen Betriebsnachfolger in jeder Region. Wir Bauern protestieren nicht für die 35-Stunden-Woche oder mehr Urlaub oder mehr Lohn - wir wollen einfach nur unseren Beruf ausüben und unsere eigene Versorgung mit Lebensmitteln sichern.»
Nach Angaben des Verbandes bewirtschaften in Sachsen 40 Betriebe knapp 3000 Hektar Anbaufläche, in Sachsen-Anhalt sind es 29 Betriebe mit rund 775 Hektar. Für diesen Montag sind bundesweit Proteste der Landwirte angekündigt.
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