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Sachsen als Halbleiter-Hub: Ein Gespräch mit WFS-Chef Thomas Horn

Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH
Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH

Im Interview beleuchtet Thomas Horn die Bedeutung von TSMCs Dresden-Präsenz für Sachsens Wirtschaft und skizziert Zukunftsperspektiven.

Mit der bevorstehenden Ansiedlung von TSMC nimmt Sachsen eine Vorreiterrolle in der europäischen Halbleiterindustrie ein. Wir sprachen mit Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), über die Tragweite dieser Entscheidung, die Rolle staatlicher Förderung und die daraus resultierenden Chancen für die Region. Er gibt Einblicke in die wirtschaftliche Strategie Sachsens, die Unterstützung innovativer Startups und die Zukunft der E-Mobilität im Freistaat. Dieses Interview beleuchtet die ambitionierten Ziele Sachsens, um sich als dynamischer und zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort zu positionieren.

Halbleiterindustrie und staatliche Förderung

Wie schätzen Sie die Auswirkungen der geplanten Ansiedlung von TSMC in Dresden auf die lokale und europäische Halbleiterindustrie ein?

Die Entscheidung des weltgrößten Chipfertigers TSMC für Sachsen ist ein Quantensprung für unseren Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Damit festigt Sachsen seinen Platz als größtes europäisches Mikroelektronik-Cluster und etabliert sich als global führender Halbleiterstandort. Im internationalen Wettbewerb hat vor allem unser besonders innovatives Ökosystem überzeugt. Wir haben hier einen breiten Branchenmix, große Potentiale in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit und im erfolgreichen Austausch mit einer breit aufgestellten Forschungs- und Entwicklungslandschaft sowie etablierten Branchennetzwerken. Hinzu kommt eine große Dynamik bei Technologie- und Zukunftsthemen.

Angesichts der Diskussionen um die TSMC-Ansiedlung, wie könnte Ihrer Meinung nach sichergestellt werden, dass solche Projekte einen nachhaltigen Nutzen für die Gemeinschaft bieten?

Die staatlichen Investitionen tragen wesentlich dazu bei, dass sich Deutschland und Europa in einer Schlüsseltechnologie unabhängiger machen können. Die mit der Investition verbundene Förderung unterstützt insbesondere die Startphase der unternehmerischen Entscheidung und hilft, gesteckte Ziele schneller zu erreichen.

Von der TSMC-Investition erwarten wir deutliche Impulse für die Ansiedlung weiterer Unternehmen, die Dienstleistungen und Technologien rund um die Chipproduktion anbieten. Aber auch viele Firmen aus Sachsen, die jetzt schon Teil der Wertschöpfungskette und der Anwenderindustrien sind, werden profitieren – vom Großunternehmen bis zum Mittelstand.

Startups und Innovation

Neben Großinvestitionen wie bei TSMC oder Globalfoundries, welche weniger bekannten, aber erfolgreichen Startup-Initiativen gibt es in Sachsen?

Sachsen ist für die Unterstützung von Start-ups gut aufgestellt. Es gibt eine breite Palette verschiedener Förderinstrumente für Gründer, für den Transfer von Innovationen in Unternehmen und auch für die Zusammenarbeit etablierter Unternehmen mit jungen Start-ups. Als „Kümmerer“ ist von staatlicher Seite ganz wesentlich unser Tochterunternehmen, die futureSAX GmbH aktiv, um die jungen innovativen Unternehmen tatkräftig zu unterstützen. Dazu kommen dann noch weitere Akteure, die häufig auch eng mit den sächsischen Hochschulen verbunden sind, wie zum Beispiel das Hightech Startbahn Netzwerk, Dresden exists – Start-up-Service der Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen, SAXEED – Das Gründungsnetzwerk Südwestsachsens und SMILE – Gründungsinitiative an der Universität Leipzig.

Welche Maßnahmen ergreift die WFS, um Startups zu unterstützen?

Wir selbst helfen den Start-ups darüber hinaus beim Aufbau internationaler Kontakte. Dafür hat die WFS in diesem Jahr wieder speziell auf Start-ups zugeschnittene Messebeteiligungen organisiert. Genannt seien der Web Summit in Lissabon und die SLUSH in Helsinki. Dort haben die Unternehmen ihre innovativen Geschäftsideen bei interessierten Investoren präsentiert. Eine weitere Möglichkeit speziell für den Einstieg in den amerikanischen Markt und der Gewinnung von Investoren bot in diesem Jahr das Programm „STEP USA“, dass die WFS gemeinsam mit der Deutschen Auslandshandelskammer durchgeführt hat. Sächsische Start-ups konnten in New York City, dass als einer der wichtigsten Orte der Welt für junge Unternehmer und Start-ups gilt, im Rahmen einer sog. Pitch-Night ihr Geschäftsmodell bei potentiellen Investoren vorstellen.

E-Mobilität und Automobilindustrie

Genau wie Tesla mit seinem Werk in Grünheide, planen auch chinesische Autohersteller Produktionskapazitäten in Deutschland aufzubauen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung im Hinblick auf die sächsische Automobilwirtschaft?

Mit der Automobilindustrie steht unser Hauptexportprodukt zweifellos unter einem verschärften Transformationsdruck, den die Branche bislang aber sehr gut gemeistert hat. Sachsen hat sich zu einer der europäischen Top-Regionen für die Produktion batterieelektrischer PKW entwickelt.

Die Branche ist bestens vernetzt und profitiert von den sehr guten Forschungs- und Entwicklungszentren für Produktionstechnologien in Sachsen. Durch die hohe Mikroelektronik- und Softwarekompetenz ist Sachsen in einem weiteren wichtigen Zukunftsfeld der Automobilindustrie gut aufgestellt und hat im internationalen Vergleich vor allem im Bereich automatisiertes Fahren große Chancen.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für Sachsen als Standort der E-Mobilität im internationalen Vergleich?

In Bezug auf neue Fertigungsstandorte hat die bisherige Entwicklung stets gezeigt, dass Investitionen internationaler Unternehmen für den jeweiligen Zielmarkt zu wirtschaftlichem Fortschritt geführt haben und regionale Zulieferstrukturen und damit ein ökonomischer Mehrwert vor Ort entstanden sind. Es ist aber auch der Charakter einer marktwirtschaftlichen Entwicklung, dass sich letztlich im Wettbewerb um die Kunden das beste Produkt mit dem besten Preis- / Leistungsverhältnis durchsetzen wird. Dieser Wettbewerb ist offen und die Chancen für deutsche Fahrzeughersteller sehen auch in langfristiger Perspektive gut aus.

Wirtschaftsförderung und zukünftige Projekte

Wie beurteilen Sie die bisherigen Erfolge der sächsischen Wirtschaftsförderung, und welche Lehren ziehen Sie daraus für zukünftige Projekte? Welche langfristigen Ziele verfolgt Sachsen in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung und wie plant der Freistaat, diese zu erreichen?

Die WFS versteht sich als Türöffner, Brückenbauer und Netzwerker für Unternehmen, Investoren und den Wirtschaftsstandort insgesamt. In dieser Funktion haben wir in den vergangenen mehr als 30 Jahren zahlreiche Investoren bei der erfolgreichen Ansiedlung unterstützt und begleitet. Dabei ist jede Ansiedlung für sich ein Erfolg und wichtig für den Standort. Allerdings leben wir nicht auf einer Insel und müssen auch akzeptieren, dass im weltweiten Wettbewerb um Investoren unternehmerische Entscheidungen, die viele Faktoren berücksichtigen, auch zugunsten anderer Standorte getroffen werden können. Diesem Wettbewerb stellen wir uns aber gern und stellen dabei immer wieder fest, dass wir sowohl im innerdeutschen als auch im europäischen und globalen Standortwettbewerb punkten können. Die schon genannte jüngste Investitionsentscheidung von TSMC unterstreicht dies sehr eindrucksvoll.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Unterstützung sächsischer Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte. Dabei stehen zum einen die Teilnahme an internationalen Messen sowie die Organisation von Unternehmer- und Delegationsreisen im Fokus. Diese sind gerade für klein- und mittelständische Unternehmen wichtige Instrumente, um ausländische Märkte zu erkunden und Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen. Und dies ist auch aus volkwirtschaftlicher Perspektive sehr relevant, denn Sachsen ist ein Exportland. In 2022 wurden Waren im Wert von mehr als 52 Mrd. € exportiert. Damit verdienen die sächsischen Unternehmen mehr als jeden dritten Euro im Ausland. Wichtig ist dabei auch, dass es eine Vielfalt von Handelspartnern gibt, um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Und wenn man sieht, dass die fünf größten Exportmärkte China, Tschechien, die USA, Polen und Großbritannien sind, dann gelingt das also recht gut. Wir beschäftigen uns aber auch immer wieder mit neuen Märkte, um dort für die sächsischen Firmen Türen zu öffnen, wie zum Beispiel in Indien, Afrika oder Zentralasien.

Zum anderen unterstützen wir die Firmen dabei, auf Veränderungen in globalen Märkten zu reagieren, indem wir frühzeitig relevante Technologie- und Markttrends erkennen und die strategische Ausrichtung auf Kernbranchen und Zukunftstechnologien fortentwickeln. Dabei konzentrieren wir uns auf den Ausbau der branchen- und technologieübergreifenden Zusammenarbeit der wichtigen Kernbranchen, d.h. der Automobil- und Zulieferindustrie, der Mikroelektronik, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Energie- und Umwelttechnik sowie des Life Sciences-Bereichs und bringen deren Akteure u.a. in speziellen Projektwerkstätten zusammen. Zudem spielt die Weiterentwicklung von zukunftsrelevanten Hoch- und Querschnittstechnologien, wie Leichtbau, Sensorik, Robotik, KI, Wasserstofftechnologie eine große Rolle für die sächsische Wirtschaft, weil wir hier besonders innovativ sind. Das wiederum bringt uns den notwendigen Vorsprung im globalen Wettbewerb.

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Wenn auch Sie die Gelegenheit nutzen möchten, Ihr Unternehmen und Ihre Visionen in einem exklusiven Interview vorzustellen, dann melden Sie sich gern – wir freuen uns darauf, Ihre Geschichte zu teilen.

➡️ Kontakt: Thomas Wolf, thomas.wolf@diesachsen.com

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