Deutschland muss nach Einschätzung von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für Unternehmen und ausländische Arbeitskräfte attraktiver werden. Man brauche etwa Attraktivität mit Blick auf die Steuer- und Abgabenlast und die Arbeitszeitgestaltung, sagte Kretschmer am Dienstag bei einer Pressekonferenz zur Ansiedlung des taiwanischen Chipkonzerns TSMC in Dresden. «Jeder, der nach Deutschland kommt, wird feststellen, dass es nicht so attraktiv ist, hier zu arbeiten wie in anderen Weltregionen. Das ist eine große Herausforderung.» Ohne Zuwanderung von Fachkräften werde es nicht gelingen.
TSMC hatte am Dienstag angekündigt, eine Halbleiterfabrik in der sächsischen Landeshauptstadt bauen zu wollen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Investitionssumme zehn Milliarden Euro übersteigen wird. Das Werk soll gemeinsam mit den Konzernen Bosch, Infineon und NXP gebaut werden, die jeweils zehn Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten sollen. TSMC kommt auf 70 Prozent. Der Mitteilung zufolge sollen etwa 2000 Jobs entstehen. Der Produktionsstart wird für 2027 angestrebt.
Kretschmer bezeichnete TSMC als «beeindruckendes Unternehmen». Es habe eine Mentalität und Haltung, die der sächsischen sehr ähnlich sei: «Immer mehr Sein als Schein. Immer sehr konkrete Fragen, kein großes Gerede, sondern ganz konkrete Anforderungen.» Das habe zu einem vertrauensvollen Miteinander und zu einer Annäherung geführt.
Das Unternehmen TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) war 1987 gegründet worden und gilt als weltweit größter Auftragsfertiger von Chips. Nach Angaben der sächsischen Staatskanzlei sucht TSMC die Nähe zu seinen Kunden in Europa und habe dabei schon sehr früh nach Sachsen geschaut. Ein Pluspunkt sei die hiesige Automobilindustrie gewesen. Dieser Zweig verbrauche derzeit sieben bis acht Prozent der weltweiten Chipsproduktion, der Anteil solle sich aber verdoppeln.
Laut Staatskanzlei hatte es schon während der Corona-Pandemie etwa 40 Termine mit TMSC im Zusammenhang mit einer möglichen Ansiedlung in Dresden gegeben. Erste Gespräch auf politischer Ebene seien im Sommer 2021 erfolgt. Im Herbst 2022 habe man sich auf das 50 Hektar große Gelände am Dresdner Airport-Park verständigt. Die geplante Fabrik brauche eine Fläche von 20 bis 25 Hektar, womit noch Raum für eine Erweiterung möglich sei. Die Wasserversorgung soll mit dem Ausbau eines Flusskraftwerkes gewährleistet werden.
Von den 2000 angepeilten Mitarbeitern bringe TSMC zehn Prozent aus Taiwan mit, der Rest müsse vor Ort gefunden werden, hieß es. Sachsen plane dafür ein Ausbildungszentrum, in dem junge Menschen aus Sachsen, ganz Deutschland und dem Ausland ausgebildet werden sollen. Ein erster Jahrgang könne 2026 oder 2027 beginnen. Die Branche sei international so attraktiv, dass man mit einem Zulauf ausländischer Fachkräfte rechnen können, sagte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Zugleich appellierte er an Einheimische, die das Land in den letzten Jahren verlassen hatten, wieder zurückzukehren.
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