Die in voller Blüte stehenden Apfelbäume fordern Sachsens Obstbauern. «Es sieht so aus, als ob zu viel dranhängt», sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst, Udo Jentzsch, der Deutschen Presse-Agentur. Der Fruchtansatz müsse vermindert und ausgedünnt werden, sonst würden die Bäume zu voll. Auch die Sauerkirschen seien in Vollblüte, die ersten Süßkirschen dagegen schon verblüht. Laut Jentzsch sei jetzt intensive Pflegezeit, um Schäden durch Blattlaus oder Apfelmade zu vermeiden und zu düngen.
Nach deutlich früherem Blütebeginn in den vergangenen Jahren liege man 2023 etwas später, aber noch vor den 1980er Jahren, wo das Blütenfest auch schon mal später im Mai gelegen habe, sagte Jentzsch. Auch die Erdbeerernte werde eine Woche später beginnen, auch wenn der Auftakt für den 25. Mai geplant sei.
Aussagen zu den Erwartungen sind laut Jentzsch erst nach der Blüte möglich. «Der Ansatz ist aus jetziger Sicht gut», sagte er. «Was wir nicht mehr brauchen ist Frost, das wäre überall schädlich.» Nachts 15 Grad und tagsüber 20 bis 25 Grad die nächsten Wochen wäre ideal, dazu mal ein Landregen und Sonne, damit die Pflanzen wieder abtrocknen. 2021 hatte es Einbußen bei der Ernte vor allem wegen der Trockenheit gegeben.
Wegen der veränderten Rahmenbedingungen hält sich mit Blick auf das laufende Jahr der Optimismus der Obstbauern in Grenzen. Die Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Personal gingen mit 60 bis 80 Prozent plus «durch die Decke», denn Obstbau sei intensive Handarbeit und schwierig, kostendeckend zu wirtschaften. Und die Preise etwa für Äpfel lägen teilweise um 30 Prozent unter dem Vorjahr, wegen globalen Überangebots. Und wenn der Mindestlohn weiter steigt, rechnet Jentzsch damit, dass der Obstbau stark zurückgeht und sich fast nur noch auf die Direktvermarkter und nur noch Nischen reduzieren könnte. «Dann haben wir keine blühenden Landschaften mehr, bis auf Raps.»
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