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Gerhart Baum: Stehen vor einem Epochenbruch

Gerhart Baum: Stehen vor einem Epochenbruch. (Archivbild) / Foto: Kay Nietfeld/dpa
Gerhart Baum: Stehen vor einem Epochenbruch. (Archivbild) / Foto: Kay Nietfeld/dpa

Gerhart Baum mischt sich im hohen Alter weiter ein. Dem FDP-Politiker liegen vor allem Demokratie und Menschenrechte am Herzen - auch wegen seiner Kindheit in Dresden.

Der FDP-Politiker und frühere Innenminister der Bundesrepublik, Gerhart Baum, hat angesichts antidemokratischer Tendenzen zur Verteidigung der Demokratie aufgerufen. Diese hätten «leider auch» seine Heimatstadt Dresden in den letzten Jahren in ein fragwürdiges Licht gerückt, sagte der 92-Jährige zum 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Umso wichtiger sei, dass die Mehrheit der Menschen fest an Demokratie und Bürgerrechte glaube, zusammenhalte, aufstehe und kämpfe. «Seien wir mutig, lasst uns handeln!»

«Die Lage ist ernst», sagte Baum. Freiheitsfeinde versuchten, eine neue Weltordnung durchzusetzen, die die Menschenrechte nicht mehr respektiere. Überall in der Welt drohten Brände. «Die Menschheit entfernt sich von dem hellen Licht der Aufklärung in die Dunkelheit der Despotien.» Längst überwunden geglaubte Debatten brächen wieder auf. Am schlimmsten sei der sorglose Umgang mit Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. 

Zeichen der Zeit zu spät wahrgenommen

«Wir, die Demokraten, haben diese Zeichen zu spät wahrgenommen», sagte Baum. «Es wird höchste Zeit, dass wir aufwachen.» Die Gesellschaft müsse begreifen, was auf dem Spiel stehe. «Wir stehen vor einem Epochenbruch! Wir müssen unsere Zukunft neu denken und neu definieren, was künftig Fortschritt sein soll. Wir müssen Ängste bekämpfen, denn Angst ist der hinterhältige Dämon der freien Gesellschaft!» Eine wehrhafte Demokratie dürfe nicht zulassen, dass eine freiheitliche Verfassung benutzt werde, um diese abzuschaffen. «Wir müssen uns wehren» und erneut beweisen, «dass die Deutschen Demokratie können».

Baum überlebte Luftangriffe auf Dresden 1945

Baum überlebte als Zwölfjähriger mit Mutter und Geschwistern die Bombardierung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945. Die Erinnerung daran habe sich tief in seine Seele eingebrannt und ist ihm Antrieb. «Die Stadt Dresden ist für mich nach wie vor ein wichtiger Bezugsort, ein Symbol - zum einen für eine Vergangenheit, wie wir sie nie wieder erleben wollen, aber nicht vergessen dürfen, und andererseits für die Hoffnung auf ein Leben in einer von Menschenwürde geprägten Demokratie.»

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