In Sachsen nimmt die Zahl der Organspender und die der -transplantationen wieder zu. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) haben im vergangenen Jahr landesweit 66 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe zur Verfügung gestellt und damit fünf mehr als 2022. Mit 16,1 lag die Zahl der Organspender pro eine Million Einwohner weiterhin deutlich über dem Bundesschnitt von 11,4. Ende April warteten 372 Menschen auf eine Transplantation, die in vielen Fällen lebensrettend ist.
Die Sächsische Landesärztekammer erneuerte zum diesjährigen Tag der Organspende (1. Juni) ihre Forderung nach Einführung einer Widerspruchslösung. «Wir müssen stärker über das Thema Organspende aufklären, damit noch mehr Menschen aktiv eine Entscheidung treffen und schriftlich festhalten», sagte Präsident Erik Bodendieck unter Verweis auf die trotz aller Bemühungen rückläufigen Spenderzahlen. Dabei stünden laut Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 84 Prozent dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber - aber nur 44 Prozent hätten ihre Entscheidung dafür schriftlich festgehalten.
Wie aus der DSO-Statistik hervorgeht, werden im Freistaat aktuell insgesamt 386 Organe benötigt. Mit 263 Patienten ist die Warteliste bei Nieren am längsten. 50 Menschen brauchen eine Leber, 36 ein Herz, 20 eine Bauchspeicheldrüse und 17 eine Lunge. Die Zahl der gespendeten Organe ist seit 2020 rückläufig. 2023 wurden 133 Transplantationen durchgeführt, 12 mehr als im Jahr zuvor. 2019 allerdings waren es mit 181 noch weit mehr, bis 2022 sank ihre Zahl auf 121.
In den ersten vier Monaten 2024 wurden 26 Organspender verzeichnet, 3 mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis Ende April wurden 58 Organe gespendet, 17 weniger als im gleichen Zeitraum 2023, allerdings wurden 4 Transplantationen mehr vorgenommen (46). Die Zahl der Spenderorgane nimmt seit 2020 ab, im Jahr darauf waren es 185 und damit 42 weniger.
Lebensrettende Organspenden sind in Deutschland nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Um mehr Bürger dazu zu bewegen, konkret über eine Spende nach dem eigenen Tod zu entscheiden, wird auf mehr Aufklärung gesetzt. Mit dem Tag der Organspende wird seit 1963 alljährlich am ersten Samstag im Juni aller Organspender gedacht, deren Angehörigen gedankt - und für die Organspende geworben.
«Immer noch warten viel zu viele Menschen auf ein Spenderorgan», sagte Sozialministerin Petra Köpping (SPD). In Sachsen seien die Zahlen der Organspender und gespendeten Organe seit Jahren stabil, «aber leider auf niedrigem Niveau». Köpping hofft daher auf eine Einführung der Widerspruchslösung. Es müsse alles versucht werden, «um auch in Deutschland eine Kultur für die Organspende zu schaffen und damit Leben zu retten».
Die Einführung der Widerspruchslösung auch in Deutschland könnte die Situation der auf eine lebensrettende Operation Wartenden nachhaltig verbessern, sagte der Geschäftsführerende Arzt der Region Ost bei der DSO, Felix Pfeifer. Wünschenswert wäre, wenn das Nachdenken über Organspende am Lebensende zur Selbstverständlichkeit und diese zur Normalität würde. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sei noch immer ein Tabu, sagte der in Leipzig tätige Mediziner. «Unter den jetzigen Voraussetzungen der größte Appell ist, dass die Menschen sich entscheiden, dafür oder dagegen» und das schriftlich dokumentieren oder mündlich mitteilen.
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