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Aus Holzabfällen: Die Perfektion des Unperfekten in Hellerau

Colin Ardley  "Incline/ Odyssey" von 2015.  Holz, Pappe, farbiges Papier, 100 x 285 x 31 cm.  Foto: Siegfried D. Pete
Colin Ardley "Incline/ Odyssey" von 2015. Holz, Pappe, farbiges Papier, 100 x 285 x 31 cm. Foto: Siegfried D. Pete

Der schottisch-deutsche Künstler Colin Ardley stellt in den Deutschen Werkstätten Hellerau aus. Er hat in Dresden und Umgebung ein Alleinstellungsmerkmal.

Abstrakt, Konstruktivistisch oder auch frei arbeitende Künstler haben es nicht immer leicht. Ob in der Malerei, der Grafik oder der Skulptur. Das geht auch Colin Ardley so, der anlässlich seines 70. Geburtstages in den Deutschen Werkstätten Hellerau unter dem Titel „TRANSITION II“ ausstellt. Seine raumgreifenden Holzinstallationen und Skulpturen sind eben nicht „nur einfach zusammengesetzte und umgearbeitete Holzabfälle“, so Ardley, sondern bewusst zueinander gesetzte geometrische Formen, Leisten und Papiere. Es bedarf wirklicher Perfektion, um am Ende etwas zu schaffen, das in den Augen Vieler eigentlich Unperfekt ist. Dieses gewollt Zufällige macht seine Kunst aus und hat in Dresden ein Alleinstellungsmerkmal. Um erstaunlicher, das er in der Dresdner Künstlerszene zwar vernetzt ist, in der Kunst der Stadt Dresden bisher aber kaum wahrnehmbar war.  

In „Incline/ Odyssey“ von 2015 zeigen die Diagonalen, unterbrochen von verschiedenen Flächen, direkt auf die Mitte der Wandskulptur, in der sich die gesamte Kraft der Arbeit konzentriert. In „Decoy/Ascending“ von 2015/18, hier arbeitet er mit Holz, farbigem Karton und Wellpappe, ist die Skulptur unter einer Plexiglashaube „gefangen“. Ganz im Gegenteil von „Transition II“, die auf einer Länge von fast fünf Metern den Raum bodennah diagonal zerschneidet.

So wie die Weiten Schottlands

Colin Ardley wurde 1954 in der an der Ostküste Schottlands gelegenen Stadt Aberdeen geboren. Er studierte von 1971 bis 1975 Malerei an der Gray`s School of Art in Aberdeen. Danach schloss sich ein Jahr am Medlock Fine Art Center in Manchester an. Nach seinem Studium hat er immer wieder experimentiert, neben Malerei entstanden die ersten Collagen und er fing an, sich seine eigene räumliche Welt aufzubauen 

Als er 1992 nach Deutschland übersiedelt, fand er seine neue Heimat in Dresden, Kurze Zeit hatte er ein Atelier am Obergraben in der Neustadt, seit über 30 Jahren nutzt er Räume in den Deutschen Werkstätten Hellerau. Für Hellerau ist er auch als Kurator tätig und hat in den letzten 30 Jahren unzählige Ausstellungen organisiert. Eigene Ausstellungen führten in u.a. nach Potsdam, London, Linz, Budapest, Berlin, Köln und immer wieder in seine alte Heimat Schottland. Große temporäre begehbare Installationen konnte er in Berlin für die Elisabethkirche, in Potsdam und in Zamosc (Polen) realisieren. Auch in diesen Arbeiten, wie in all seinen Arbeiten, geht es um Raum und Licht. 2010 schuf er für den historischen Innenhof der Deutschen Werkstätten die Skulptur „Genius Loci“.

Der Titel der Ausstellung „Übergang“ bezieht sich auch auf seine in den letzten Jahren entstandenen Werke, die sich von der Wand (als Installation) weg nunmehr in den Raum hinein begeben. Und sie sind nicht mehr so farbig, sonder in Schwarz oder Weiß gehalten. Die zwischen 2020 und 2023 entstandenen kreisrunden Arbeiten „Tenebrae-Circle“ erinnern an Inseln. Man spürt förmlich den Sog, den diese Objekte innehaben, und den Betrachter ins Innere ziehen. Das Schwarz der Arbeit verstärkt diesen Eindruck noch. Die Arbeiten, die während der Corona-Krise entstanden, zeigen die Verfassung des Künstlers in dieser Zeit. Obwohl Künstler natürlicherweise sehr viel Zeit allein im Atelier verbringen, war diese extreme Situation nochmals eine stärkere Herausforderung, sich seien Vorstellungen von Raum, Licht, Zeit und Bewegung zu stellen.  

„Monument II“ ein Objekt aus diesem Jahr, ganz in Weiß gehalten, erinnert an ein Segel, deutet die fast 50jährige Tätigkeit als Künstler an. Und es hat sich der Kreis zu seinen jungen Jahren geschlossen. Die Arbeiten befinden sich, verbunden mit einem Sockel, direkt auf der Erde und können somit den ganzen Raum erschließen. Dieses Bodenständige bringt ihn geradewegs zu den Ausgangspunkten in seiner schottischen Heimat. Die Kargheit der Landschaft, das samtige monochrome Grün der Highlands, die kleinen Wasserfälle und in Hügeln eingebettete Gewässer. Und in die Tischlereiwerkstatt von Großvater und Vater.

Das Schwarz und Weiß der Arbeiten strahlt aber auch Stille und Beruhigung aus, so wie man es in den Weiten Schottlands spürt.

Colin Ardley – TRANSITION II

Deutsche Werkstätten Hellerau

Moritzburger Weg 68 , 01109 Dresden

www.dwh.de

Öffnungszeiten Mo bis Fr 9 bis 16 Uhr

(nicht an Feier- und Brückentagen)

bis 11. April 2025