Da muss sich der Meißner Liedermacher Gerhard Schöne wohl einen Anzug anziehen. Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht in der nächsten Woche – stellvertretend für den Bundespräsidenten – an insgesamt 15 Bürgerinnen und Bürger, die mit Sachsen eng verbunden sind, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Mit dieser Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich in den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Das teilte die Staatsregierung mit. Gerhard Schöne ist mit dabei, in der zweiten Runde am 10. Dezember in der Staatskanzlei in Dresden.
Er hat berührt und inspiriert
Gerhard Schöne (72) ist einer der erfolgreichsten und prominentesten Liedermacher des Landes, der schon zu DDR-Zeiten viele Menschen berührt und inspiriert hat und der mit seinen Texten und seinem Auftreten für Werte wie Vielfalt und Toleranz steht. Ehrenamtlich setzt er sich immer wieder für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, für Frieden und ein gutes Miteinander ein. So war er ehrenamtliches Beiratsmitglied von INKOTA-netzwerk e. V. – der Verein treibt Projekte der Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in Asien, Afrika und Lateinamerika voran. Auch unterstützte er die Kinderhilfsorganisation UNICEF und war als Künstler beim »Fest der Kulturen« und beim »Weltkindertag entlang der Elbe« ohne Gage dabei. Wichtig ist ihm auch die Vermittlung von Musik und Singen im Kindesalter. Mit seiner Persönlichkeit und seinem Engagement bestärkt er weit über Meißen hinaus seine Mitmenschen, selbst aktiv zu werden und das Zusammenleben mitzugestalten.
Übrigens kann Gerhard Schöne auch stolz auf seinen durchtrainierten Sohn Jona sein. Der kommt zu großem Erfolg in einem ganz anderem Metier. Jonas stand im erneut Finale der aktuellen RTL-Staffel von Ninja Warriors.
Ausgezeichnet werden weiter:
Erika Buhr (Dresden)
Erika Buhr (85) engagiert sich seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. (ASF) und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Versöhnungs- und Gedenkarbeit Deutschlands. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen ist für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Motiv und Verpflichtung für konkretes Handeln, für Erinnerung, Verständigung und Frieden. In diesem Sinne setzt sich Erika Buhr bereits seit Mitte der 1960er Jahre für den Erhalt jüdischer Friedhöfe in Tschechien, Polen und auch Deutschland ein. Tatsächlich waren die oftmals nur noch kleinen jüdischen Gemeinden nach 1945 vielfach nicht mehr in der Lage, Friedhöfe der jüdischen Tradition und Pflicht entsprechend zu erhalten. Erika Buhr versteht es immer wieder aufs Neue, Menschen zum Mitmachen zu gewinnen. So organsierte sie eine Vielzahl von Arbeitseinsätzen und Workshops. Seit einigen Jahren gewinnt sie verstärkt Kinder und Jugendliche mit Exkursionen zu den wichtigen kulturellen Stätten, sich mit diesem Teil der Geschichte vertraut zu machen.
Roland Steffan (Dresden)
Roland Steffan (83) leistet seit 20 Jahren mit großem persönlichen Einsatz ehrenamtliche Arbeit für die sächsische Museumslandschaft. Der Ethnologe, Tibetologe und Völkerkundler war 30 Jahre lang als Hausvater und Lehrer für tibetische Flüchtlingskinder in einem Kinderdorf in der Schweiz tätig, das von Krieg und Vertreibung betroffene Kinder aus aller Welt aufnimmt. In seiner Zeit dort engagierte er sich ehrenamtlich zudem als Konservator und später als Direktor des Völkerkundemuseums St. Gallen. Seit 2004 lebt Roland Steffan in Dresden und macht sich seither in der sächsischen Museumswelt als selbstloser Schenker wertvoller Objekte beispielsweise zugunsten des Dresdner Kupferstich-Kabinetts sowie als Berater und Sachverständiger einen Namen. So bereitet er Ausstellungen mit vor, kuratiert und organisiert diese. Hervorzuheben ist auch sein Einsatz für Menschenrechte und seine Anteilnahme am Schicksal des unterdrückten tibetischen Volkes.
Karin Georg (Torgau)
Karin Georg (82) ist seit mehr als vier Jahrzehnten sozial engagiert. Die frühere Lehrerin und Schuldirektorin übernahm bereits 1982 den Vorsitz des damaligen Kreisverbandes der Volkssolidarität. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte sie maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Neuaufstellung des gemeinnützigen Sozial- und Wohlfahrtsverbandes. Heute verfügt der Regionalverband Torgau Oschatz e. V. über ein Seniorenheim, Einrichtungen des »Betreuten Wohnens«, eine integrative Kindereinrichtung sowie vier Begegnungsstätten. Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende übernahm sie vor mehr als 15 Jahren auch die Leitung der Ortsgruppe Torgau 1 – mit mehr als 220 Mitgliedern eine von insgesamt 30 Ortsgruppen. Das langjährige ehrenamtliche Engagement von Katrin Georg getreu dem Leitbild der Volkssolidarität »Miteinander-Füreinander – Solidarität leben« ist längst zu ihrem Lebensinhalt geworden.
Thomas Ranft (Amtsberg/OT Dittersdorf)
Thomas Ranft (79) zählt zu den bedeutenden Vertretern der bildenden Kunst in Deutschland. In der DDR setzte er sich mutig für eine eigenständige, freie Kunst ein. So war er 1973 Mitbegründer der Produzentengalerie »Oben« in Chemnitz. Die Galerie, die gerade nicht-systemkonformen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bot, galt als eine der bedeutendsten im Deutschland der 70er Jahre. Thomas Ranft war auch Initiator und Ideengeber der 1977 gegründeten Künstlergruppe »CLARA MOSCH« – bis zu ihrem Ende 1982 die wichtigste oppositionelle Künstlergruppierung in Chemnitz. Ihr Ansatz, weltweite moderne Tendenzen künstlerischen Ausdrucks aufzunehmen und so auch die eigene künstlerische Freiheit zu behaupten, provozierte die Machthaber in der DDR. Allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz organisierte die Künstlergruppe eigene Ausstellungen und Aktionen. Die Staatssicherheit verfolgte schließlich die Zersetzung der Gruppe. Nach 1990 erhielt Thomas Ranft mit seinen Ausstellungen im wiedervereinigten Deutschland und im Ausland große, auch internationale Anerkennung. In Chemnitz engagiert er sich als Gründungsmitglied seit 1994 und bis heute als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kunst für Chemnitz.
Detlef Bölke (Mockrehna/OT Langenreichenbach)
Detlef Bölke (70) setzt sich seit mehr als 30 Jahren als ehrenamtlich tätiger Ortsvorsteher von Langenreichenbach für das Wohl des Ortes und die erfolgreiche Dorferneuerung ein. Hervorzuheben ist das gute soziale Miteinander und der Wille der Langenreichenbacher, ihren Ort zu gestalten. Detlef Bölke versteht es, Projekte durch Bürgerengagement und Eigenleistung voranzubringen. So gelang beispielsweise gemeinsam die Rettung zweier denkmalgeschützter Gebäude. Das sanierte Pfarrhaus dient heute der Kirchgemeinde sowie örtlichen Vereinen und Initiativen als Begegnungsstätte. Zudem warb er erfolgreich für eine Biogasanlage samt Energiespeicher, so dass der Ort heute »energieautark« ist. Die Dorfgemeinschaft erzielte mehrfach herausragende Ergebnisse bei Landes- und Bundeswettbewerben, unter anderem den 1. Platz im Landkreis Nordsachsen beim Sächsischen Landeswettbewerb 2017 »Unser Dorf hat Zukunft«.
Jürgen Ernst (Leipzig)
Jürgen Ernst (69) hat sich große Verdienste um die Bewahrung des Erbes und Andenkens an Felix Mendelssohn Bartholdy erworben. 1994 ist Jürgen Ernst zum Geschäftsführer der Internationalen Mendelssohn-Stiftung e. V. berufen worden. Unter seiner Leitung wurde das Wohn- und Sterbehaus des Komponisten in Leipzig saniert und der Aufbau des Museums realisiert. 1997 folgte die Ernennung zum Gründungsdirektor. Das Mendelssohn-Haus gehört heute zur »Leipziger Notenspur«, die das Europäische Kulturerbe-Siegel erhielt und ist zudem Kultureller Gedächtnisort mit besonderer nationaler Bedeutung. Mit einem breitgefächerten Angebot und einer Vielzahl von Veranstaltungen zieht es musikinteressierte Menschen aus der ganzen Welt an. Die erfolgreiche Entwicklung des Hauses als wichtiger Teil der Kulturszene Leipzigs ist eng mit dem tatkräftigen und umsichtigen Wirken von Jürgen Ernst verbunden.
Brigitte Lucas (Klingenthal)
Brigitte Lucas (69) engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten in besonderer Weise für Kinder und Jugendliche im Vogtland. Sie arbeitete drei Jahrzehnte als Erzieherin und später als Leiterin des Kinder- und Jugendwohnheims Tannenmühle in Erlbach und sorgte mit Herz und Tatkraft dafür, dass sich die Bedingungen für die Kinder und Jugendlichen immer weiter verbessern. Dank ihrer hervorragenden Netzwerkarbeit wurden zahlreiche Projekte realisiert wie der Bau einer Mehrzweckhalle, ein Spielplatz sowie eine Töpferwerkstatt. Zudem wirkt sie bis heute ehrenamtlich im Förderverein der Einrichtung und sorgte so auch mit dafür, dass bereits insgesamt rund 500.000 Euro Spenden eingeworben werden konnten. Auch prägte sie die Entwicklung der Jugendhilfe im Vogtland entscheidend mit. So ist sie Mitbegründerin des Arbeitskreises Heimleiter im Vogtlandkreis und engagierte sich in verschiedenen Gremien der AWO auf Landes- und Bundesebene.
Thomas Truckenbrod (Leipzig)
Thomas Truckenbrod (64) hat sich viele Jahre lang in besonderer Weise für den Berufsstand des Augenoptikerhandwerks eingesetzt. 1990 trat er der Augenoptikerinnung Nordwestsachsen bei, ab 2003 war er stellvertretender Vorsitzender des Mitteldeutschen Augenoptikerverbandes der Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt, von 2005 bis 2017 hatte er den Vorsitz inne. Die Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) berief ihn 2008 zum Vizepräsidenten, von 2009 bis 2023 war er Präsident des Bundesinnungsverbands. Mit der Übernahme dieser wichtigen ehrenamtlichen Führungspositionen prägte er die Entwicklung in seinem Berufsstand über einen langen Zeitraum. Unter anderem machte er sich für die Vereinheitlichung der beruflichen Bildung stark. Ziel war dabei stets eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung.
Gisela Winkler (Leipzig)
Gisela Winkler (81) hat sich mit sehr hohem persönlichen Engagement viele Jahrzehnte in der Säuglingsbetreuung in Leipzig engagiert und sowohl mit ihrer beruflichen Arbeit als Krankenschwester als auch mit ihrem ehrenamtlichen Engagement viel für die Frauen- und Kindergesundheit bewegt. Gisela Winkler gründete und leitete seit 1992 die ehrenamtliche Stillgruppe an der Universitäts-Frauenklinik Leipzig und trug entscheidend mit dazu bei, dass die Einrichtung 1995 als zweite in Deutschland als »stillfreundliches Krankenhaus« zertifiziert werden konnte. Als eine der ersten Frauen in Sachsen hatte sie noch zu DDR-Zeiten eine Ausbildung zur Stillberaterin der La Lech Liga (LLL) absolviert, einer international anerkannten gemeinnützigen Fachorganisation. Sie begleitete Eltern ehrenamtlich in der Zeit nach der Geburt, klärte auf und nahm sich für Beratung und Hausbesuche viel Zeit. Gisela Winkler ist auch Gründungsmitglied des 2005 gegründeten Stillforums Leipzig e. V. Noch bis 2023 war sie als Stillberaterin tätig und ist heute Ehrenmitglied des Vereins.
Margot Werner (Dresden)
Margot Werner (80) engagiert sich seit vielen Jahren für die Bewahrung der Erinnerungen von Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz und der Wissensvermittlung an nachfolgende Generationen. Bereits seit 2008 steht sie im engen Kontakt mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz. Sie sammelt Spenden zur Förderung der pädagogischen Arbeit der Einrichtung und organisiert Lesungen und Vorlesetage an Schulen auch in Sachsen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann begleitete sie die polnische Autorin Zofia Posmysz bei deren Auftritten in Deutschland und setzt sich auch nach dem Tod der Schriftstellerin vor zwei Jahren weiter aktiv für die Vermittlung des literarischen Werks und der Lebensgeschichte von Zofia Posmysz ein, die bis zur Befreiung in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert war. Margot Werner ist davon überzeugt, dass das Wissen über den deutschen Nationalsozialismus bei der Bildung dauerhaft eine wichtige Rolle spielen muss. Sie leistet mit ihrem Wirken einen sehr persönlichen Beitrag zur deutsch-polnischen Versöhnung und Freundschaft.
Axel Helbig (Dresden)
Axel Helbig (69) engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der sächsischen Literaturszene. Der Autor war bis Anfang 2024 zugleich Mitherausgeber der deutschen Literatur- und Kunstzeitschrift »Ostragehege«, die sich unter anderem der Begegnung von mittel- und osteuropäischen Kulturen widmet. Auch die Nachwuchsförderung ist ihm schon lange ein wichtiges Anliegen. So gilt er neben seiner wichtigen Rolle als Netzwerker auch als Anreger und Gestalter verschiedener literarischer Projekte und Publikationen, darunter als Mitherausgeber der sächsischen Anthologie »Es gibt eine andere Welt«. Geschätzt wird auch seine Arbeit im Fachbeitrat Literatur der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und sein großes ehrenamtliches Engagement an gemeinsamen Projekten mit dem Sächsischen Literaturrat e. V.
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt (Weißwasser)
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt (65) gilt auf dem Gebiet des Bergbaus als herausragender Wissenschaftler und genießt national und international einen sehr guten Ruf. Seit 1999 ist er an der TU Bergakademie Freiberg Leiter des Lehrstuhls für Bergbau-Tagebau und bringt sich neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zudem ehrenamtlich ein. Beispielhaft steht hierfür das von der TU Freiberg gegründete Weltforum der Ressourcenuniversitäten für Nachhaltigkeit mit 100 Mitgliedsuniversitäten aus mehr als 50 Ländern. Prof. Drebenstedt war wesentlicher Initiator und setzt sich seit der Gründung als Generalsekretär für die Entwicklung globaler Rohstoffstrategien ein. Besondere Akzente setzte er auch beim Aufbau eines globalen Netzwerks für die Bergakademie. Heute bestehen Wissenschaftskooperationen zu Partnern in 40 Ländern. Damit trägt er zu guten Wissenschaftsbeziehungen und zugleich zur Förderung der Bergbausicherheit in Ländern wie Mosambik, Indien, Vietnam und der Ukraine bei.
Martina Schneider (Chemnitz)
Martina Schneider (65) erwarb sich mit ihrem langjährigen Engagement für Inklusion und Barrierefreiheit große Verdienste. Seit 2001 ist sie Leiterin eines Wohnzentrums des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) für körperlich schwerstbehinderte Menschen in Chemnitz. Ob spezielle digitale Arbeitsplätze für die Bewohnerinnen und Bewohner oder ein Sponsorenlauf mit Rollstühlen für eine barrierefreie Stadt: Mit innovativen Ideen und Weitblick setzt sie sich für gelebte Inklusion ein. Martina Schneider ist eine exzellente Netzwerkerin, die sich darüber hinaus ehrenamtlich aktiv an der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 beteiligte. Sie engagiert sich zudem in der Bürgerstiftung Chemnitz und bringt sich in Arbeitsgemeinschaften wie »Barrierefreies Bauen« und »ÖPNV für alle« ein. Dank ihrer Initiative sind zahlreiche barrierefreie Zugänge neu entstanden – unter anderem an der Oper und Arztpraxen.
Jens Köhler (Zwönitz)
Jens Köhler (63) engagiert sich seit fast zwei Jahrzehnten mit außergewöhnlichem Einsatz ehrenamtlich in der Suchthilfe. Als Gründungsmitglied des Diakonischen Vereins Neue Wege e. V. ist er für Suchtkranke und sozial schwache Menschen unermüdlich im Einsatz. Die Angebote des Vereins auf dem Erzgebirgshof Betlehemstift wurden nach und nach erweitert. So gibt es heute – getragen weitgehend von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - – neben der Betreuungsstelle für Suchtkranke einen Herbergsbetrieb, eine Kleider- und Möbelkammer, eine Töpferwerkstatt, einen Tagestreff, begleitetes Wohnen sowie Selbsthilfegruppen für Suchtkranke und Menschen mit psychischen Problemen. Jens Köhler versteht es, die Ziele und Hintergründe der Arbeit des Vereins nach außen zu kommunizieren, er kann andere begeistern und sorgt auch immer wieder mit dafür, Spenden für das Projekt einzuwerben.